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Ratgeber
Schutzhandschuhe für mechanische Gefahren, thermische Risiken und chemische Gefahren sind ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Die für Ihre Zwecke passenden Schutzhandschuhe zeichnen sich durch eine gute Passform, hohen Tragekomfort und einer zum Anwendungsbereich geeigneten Schutzklasse aus.
Schutzhandschuhe schonen die Haut und reduzieren Verletzungen
Verätzungen, Verbrennungen, Quetschungen und Schnittwunden sind die häufigsten Handverletzungen in Industrie, Handwerk und Landwirtschaft. Sie alle sind äusserst schmerzhaft und machen es Betroffenen oft unmöglich, weiter zu arbeiten. Vor allem der Daumen und der Zeigefinger sind betroffen. Durch das Tragen von Schutzhandschuhen mit gutem Sitz vermeiden Sie Gefährdungen durch äussere Einwirkungen auf die Hände, mit denen Sie oder Ihre Mitarbeiter im beruflichen Alltag konfrontiert sind. Geschützt durch die Handschuhe bleiben die Finger auch sauber und Sie benötigen weniger Reinigungs-, Desinfektions- und Hautpflegemittel.
Für eine Vielzahl an Anwendungsbereichen stehen hochwertige Arbeitshandschuhe zur Verfügung. Welcher Handschuh am besten schützt, entscheidet sich nach dem jeweiligen Einsatzbereich. Hier erfahren Sie, wie Sie aus der Vielzahl von Modellen anhand der Handschuheigenschaften und mit Hilfe von normgerechten Kennzeichnungen eine sichere Wahl treffen.
Welche Schutzhandschuhe gibt es?
Die Hände sind im Berufsalltag vielen unterschiedlichen Beanspruchungen ausgesetzt, beispielsweise durch die Verwendung von Maschinen, Werkstoffen und chemischen Substanzen. Jeder Arbeitsplatz birgt andere Gefahrenquellen, etwa spitze und scharfkantige Bauteile, Farben, Lacke und Klebstoffe, raue oder kratzende Oberflächen, Hitze oder Kälte, biologische oder gasförmige Gefahrenstoffe, Metallspritzer, Strahlung, Wasser und andere Flüssigkeiten. Dementsprechend umfangreich ist das Angebot an Schutzhandschuhen. Es reicht vom Einmalhandschuh und Latex-Handschuh über Montagehandschuhe, Gartenhandschuhe und Schnittschutzhandschuhe bis hin zum Hitzeschutzhandschuh und Spannungsschutzhandschuh.
Wie ist ein Schutzhandschuh aufgebaut?
Schutzhandschuhe bieten einen umfassenden Schutz für die menschliche Hand. Dieser reicht von der Handwurzel über die Mittelhand mit Handfläche und Handrücken bis hin zu den Fingern. Um gleichermassen alle gefährdeten Bereiche der Hand zu schützen, bestehen Schutzhandschuhe oft aus mehreren Teilen, die fest miteinander vernäht, verklebt oder anderweitig verbunden sind. Die Handschuhinnenfläche bedeckt den Handteller, der Handschuhrücken den Handrücken und die Stulpe schliesst am Handgelenk an und dichtet den Schutzhandschuh ab. Modelle mit erweitertem Schutzbereich besitzen eine längere Stulpe, die auch den Unterarm abdeckt.
Beim Schutzhandschuh haben sich drei Handschuhformen etabliert: Fünffinger-, Dreifinger- und Fausthandschuhe. Bei dem Fünffingerhandschuh ist jeder einzelne Finger separat vom schützenden Material umgeben. Dieser Aufbau sorgt für eine gute Beweglichkeit der Finger, begrenzt allerdings die Materialstärke.
Bei der Dreifingervariante sind der Daumen und der Zeigefinger einzeln geschützt, Mittel-, Ring- und kleiner Finger befinden sich in einem gemeinsamen Fach. Ein Fausthandschuh oder Fäustling besteht aus zwei Abteilungen: einem Fach für den Daumen und einem grossen Bereich für die übrigen vier Finger. Dreifinger- und Fausthandschuhe ermöglichen die Verwendung dickerer Heavy-duty-Materialien, etwa zum Hitzeschutz. Darüber hinaus können sich die Finger im grossen Fach eines Fausthandschuhs gegenseitig wärmen.
Vor welche Risiken Arbeitshandschuhe schützen, hängt vor allem vom Material ab, aus dem sie hergestellt sind. Je nach Anwendung und gewünschter Eigenschaften kann Kunststoff, Gummi, Nitril, Textilfaser, Leder, Latex, Metall oder eine Kombination dieser Stoffe mit oder ohne Beschichtung die richtige Wahl sein.
Leder ist sehr widerstandsfähig, atmungsaktiv, feuchtigkeitsabweisend, öl- und fettbeständig sowie hitze- und kälteisolierend. Daraus hergestellte Handschuhe eignen sich etwa für Industrie, Handwerk, Maschinenbau, Montage- und Schweissarbeiten, Holzverarbeitung, Automobilbau, Feinarbeiten und Schweissarbeiten.
Modelle aus Nitril weisen eine hohe Abrieb-, Rutsch- und bei entsprechender Materialstärke Durchstichfestigkeit auf. Diese Modelle eignen sich für die Bereiche Bergbau, Forstwirtschaft, Gartenbetrieb, Hoch- und Tiefbau, Industrie, Maschinenbau, Sanitärtechnik, Strassenbau und Hobby.
So wählen Sie den für Ihre Zwecke geeigneten Schutzhandschuh aus
Ein guter Schutzhandschuh schützt die Hände zuverlässig bei der Arbeit. Welche Modelle zu Ihren Anforderungen passen, richtet sich nach der konkreten Gefahrensituation, der Sie oder Ihre Mitarbeiter bei der Arbeit ausgesetzt sind.
Führen Sie zunächst eine Gefährdungsbeurteilung durch, in der Sie Art und Umfang der Risiken am Arbeitsplatz, das Arbeitsumfeld und weitere für die persönliche Schutzausrüstung relevante Arbeitsbedingungen berücksichtigen. Lassen Sie auch mögliche gesundheitliche Risiken für den Träger der Handschuhe in die Gefährdungsbeurteilung einfliessen, beispielsweise Allergien auf bestimmte Materialien, etwa bei Latex-Handschuhen.
Unser Praxistipp: Sicherheit geht vor
Tragen Sie Ihre Handschuhe bei der Arbeit immer bei sich. Ziehen Sie die Schutzhandschuhe rechtzeitig über und stellen Sie sicher, dass die Finger in den dafür vorgesehenen Bereichen stecken und der Schaft am Handgelenk anliegt. Nur so können Sie dem Risiko von Verletzungen wirkungsvoll vorbeugen.
EU-Normen (EN) legen fest, über welche Eigenschaften Schutzhandschuhe in den unterschiedlichen Einsatzbereichen verfügen müssen und wie sie zu prüfen und zu kennzeichnen sind. Einheitliche Piktogramme auf den Produkten informieren den Nutzer über die unterschiedlichen Leistungsmerkmale seiner Handschuhe.
Praktische Orientierungsmöglichkeiten bei der Auswahl von Arbeitshandschuhen gegen mechanische Beanspruchungen bietet die DIN EN 388. Sie dient als Kennzeichnung für Schnittschutzhandschuhe und Modelle, die den Träger vor Schnitten, Einstichen, Quetschungen und Abschürfungen schützen.
Wie ausgeprägt die jeweilige Schutzfunktion bei einem Handschuhmodell ist, können Sie an der Kombination der vier Leistungskennziffern unter dem Piktogramm ablesen. Ziffer 1 steht für die Abriebfestigkeit, Ziffer 2 für die Schnittfestigkeit, Ziffer 3 für die Weiterreissfestigkeit und Ziffer 4 für die Durchstichfestigkeit. Faustregel: je höher die Ziffer, desto höher die Leistungsstufe und desto grösser der Handschutz.
Ähnlich aussagekräftig ist das zur DIN EN 511 gehörende Produkt-Piktogramm für Arbeitshandschuhe gegen Kälte. Grad und Umfang des Schutzes werden mit Ziffern für drei Leistungsstufen gekennzeichnet: Schutz vor Konvektionskälte von 1 bis 4, Schutz vor Kontaktkälte von 1 bis 4 und Wasserundurchlässigkeit in den Stufen 0 für durchlässig nach 30 Minuten und 1 für durchlässig nach mehr als 30 Minuten.
DIN EN 16350 ist für Schutzhandschuhe mit elektrostatischen Eigenschaften relevant, wie sie in brand- und explosionsgefährlichen Arbeitsbereichen Verwendung finden.
Im Beruf, Haushalt und Garten müssen Hände bei der Anwendung oder Verarbeitung von chemischen Substanzen geschützt werden. Chemikalien-Schutzhandschuhe verhindern die Einwirkungen von Flüssigkeiten und Chemikalien mit unterschiedlichen Eigenschaften auf die Hände. Ohne geeignete Handschuhe kann es bei der Verwendung chemischer Substanzen zu Hautirritationen kommen, die von einfachem Juckreiz über Sensibilisierungen und Verätzungen bis hin zu schweren Hautschädigungen reichen. Aggressive Stoffe können bereits bei kurzer Einwirkzeit zu Hautproblemen führen, Reinigungsmittel oder Schmierstoffe gefährden den Körper bei lang andauerndem oder wiederkehrendem Hautkontakt.
Chemie-Schutzhandschuhe können die Hände vor unliebsamen Folgen bewahren, wenn sie für den jeweiligen Gefahrstoff geeignet sind und diesen abhalten. Nur dann sind die Schutzhandschuhe beständig und dicht. Für Ihr Einsatzgebiet geeignete Chemie-Handschuhe finden Sie mit Hilfe des Sicherheitsdatenblatts zur verwendeten Chemikalie. Vergleichen Sie den oder die Namen der dort angegebenen Substanzen mit der denen in der Produktbeschreibung im Shop.
Unser Praxistipp: Handschuhe prüfen
Undichte oder kontaminierte Schutzhandschuhe können dazu führen, dass die Haut unbemerkt über einen längeren Zeitraum mit hautschädigenden Substanzen in Kontakt kommt. Prüfen Sie Ihre Handschuhe daher vor jeder Benutzung auf mögliche Beschädigungen oder Verunreinigungen und sorgen Sie rechtzeitig für Ersatz.
Einwirkzeit und Tragedauer
Ein wichtiger Punkt bei der Auswahl und Tragedauer von Chemikalien-Schutzhandschuhen sind die Konzentration der jeweiligen Gefahrstoffe, deren Temperatur und die Wirkung in Stoffgemischen. Die Handschuhe schützen den Träger so lange, bis die chemische Substanz die Handschuhmembran durchdringt und die Handschuhinnenseite erreicht. Dieser Vorgang wird als Permeation bezeichnet, die Zeitspanne bis zum Durchdringen als Durchbruchzeit. Orientieren Sie sich bei der maximalen Tragedauer am besten an der vom Hersteller angegebenen Durchbruchzeit, die gemäss EN ISO 374-1 in einer von sechs Leistungsstufen beziehungsweise Klassen angegeben wird. Produkte der Klasse 6 weisen mit einer Durchbruchzeit von über 480 Minuten die längste Permeation auf. Die Durchbruchzeit reduziert sich dann leistungsstufenweise bis zur Klasse 1 und beträgt dort noch über zehn Minuten. Die Leistungsstufen helfen Ihnen bei der Produktauswahl. Die tatsächliche Schutzdauer am Arbeitsplatz kann abhängig von den konkreten Einsatzbedingungen abweichen.
Schwitzen
Flüssigkeitsdichte Handschuhe verhindern, dass Wasser, Reinigungs- oder Pflanzenschutzmittel und andere chemische Stoffe mit der Haut in Kontakt kommen. Die Flüssigkeitssperre wirkt in beide Richtungen. Deshalb kann auch keine Feuchtigkeit von innen nach aussen gelangen. Durch übermässiges Schwitzen kann die Haut beim Tragen flüssigkeitsdichter Handschuhe feucht werden und in Folge aufweichen. Ein textiler Innenhandschuh oder Baumwollunterzieher nimmt die Feuchtigkeit im Inneren auf und sorgt für ein angenehmes Tragegefühl.
Neben der erforderlichen Schutzwirkung sollten Sie auch auf ergonomische Aspekte wie Fingerbeweglichkeit, Greifvermögen und Innenausstattung von Handschuhen achten. Je höher der Tragekomfort, desto konsequenter werden Schutzhandschuhe im Arbeitsalltag auch wirklich verwendet.
Griffsicherheit
Von der Griffsicherheit hängt es ab, wie zuverlässig sich Gegenstände greifen und bewegen lassen. Auch bei der Bedienung von Maschinen oder Fahrzeugen spielt die Griffsicherheit eine wichtige Rolle. Faktoren, die sich auf die Griffsicherheit auswirken, sind die Form, Grösse und Passgenauigkeit des Handschuhmodells, die Flexibilität des Materials, die Fingerbeweglichkeit sowie der Reibungswiderstand der Handschuhinnenfläche und Fingerfläche.
Tragekomfort
Wie angenehm sich Handschuhe bei der Arbeit tragen lassen, hängt von der Stärke und Flexibilität des Materials, der Beschaffenheit der Nahtstellen und von der Fähigkeit ab, den im Inneren entstehenden Handschweiss abzuführen. Für einen bequemen Sitz kommt es ausserdem auf die auf den Benutzer abgestimmte Handschuhgrösse an.
Haltbarkeit
Stark beanspruchende Einsatzbedingungen setzen Schutzhandschuhen naturgemäss mehr zu als ein leichter Materialkontakt. Abrieb, Dauerknickverhalten, Höchstzugkraft und Schnittfestigkeit sind von den Herstellern angegebene Eigenschaften, die eine Beurteilung der Handschuhhaltbarkeit und der voraussichtlichen Verwendungsdauer erlauben.
Der Abriebwert kennzeichnet den Verschleiss und gibt an, wie viel vom Material im jeweiligen Einsatzbereich abgetragen wird. Das Dauerknickverhalten steht für die Knickmindestanzahl, die der Handschuh ohne Schaden zu nehmen schafft. Die Höchstzugkraft gibt Aufschluss über die Reissfestigkeit und die Dehnfähigkeit über Längenänderung bei Krafteinwirkung. Anhand der Schnittfestigkeit erfahren Sie, wie widerstandsfähig der Schutzhandschuh gegenüber Schnittbelastungen ist.
Schutzhandschuhe haben die richtige Grösse, wenn sie angenehm und sicher sitzen, auf Dauer nicht rutschen oder drücken und Ihre Beweglichkeit so wenig wie möglich begrenzen. Orientieren Sie sich bei der Grösse einfach an den Abmessungen der Hände.
Gemäss DIN EN 420 sind Handschuhgrössen abhängig von Umfang und Länge der Hand normiert und dadurch unabhängig von der Marke vergleichbar. Den Umfang der Hand messen Sie 2 cm oberhalb der Beuge zwischen Daumen und Zeigefinger. Die Länge der Hand entspricht dem Abstand zwischen der Linie am Handgelenk und der Spitze des Mittelfingers.
Handschuhgrösse | Englische Grösse | Handumfang | Handlänge | Handschuh-Mindestlänge |
---|---|---|---|---|
6 | XS | 152 mm | 160 mm | 220 mm |
7 | S | 178 mm | 171 mm | 230 mm |
8 | M | 203 mm | 182 mm | 240 mm |
9 | L | 229 mm | 192 mm | 250 mm |
10 | XL | 254 mm | 204 mm | 260 mm |
11 | XXL | 279 mm | 215 mm | 270 mm |
Die in der Tabelle genannten Masse dienen als Richtmasse. Sie können je nach Schnittführung, Material und Produktionsland leicht differieren. Liegen Ihre Körpermasse zwischen zwei Grössen, wählen Sie zur Sicherheit die grössere von beiden, damit der Handschuh nicht zu klein ausfällt.
Wann sollten keine Schutzhandschuhe getragen werden?
Bei einigen Arbeitsprozessen kann die Verwendung von Schutzhandschuhen das persönliche Risiko erhöhen, zum Beispiel bei der Arbeit an einer Kreissäge. Der Handschuh könnte in den Erfassungsbereich des Sägeblatts geraten. Wägen Sie im Einzelfall ab, ob der Sicherheitshandschuh eine mögliche Risikoverschärfung darstellen kann.
Bei Arbeiten an einer Bohrmaschine ist die Verwendung von Schutzhandschuhen durch die Berufsgenossenschaften ganz untersagt. Der Sicherheitsbeauftragte in Ihrem Unternehmen, die zuständige Berufsgenossenschaft als Unfallversicherung oder der jeweilige Berufsverband gibt Auskunft über empfehlenswerten Arbeitsschutz und etwaige Handschuh-Einsatzbeschränkungen.