Ratgeber
Wissenswertes zu Kabeltrommeln
Eine Kabeltrommel oder auch Kabelrolle bzw. Kabelaufroller dient zur platzsparenden Aufnahme von Elektroleitungen. Je nach Einsatzzweck können bei den aufgewickelten Leitungen Aderanzahl, Aderquerschnitt und Mantelmaterial sehr unterschiedlich sein. Zudem können auch die Bauformen der Steckverbindungen stark variieren.
Aufgrund der Bauart stellt eine Kabeltrommel ein variables Verlängerungskabel dar, das durch Drehen der Trommel leicht auf- und abgewickelt werden kann. Im aufgewickelten Zustand nimmt das Verlängerungskabel nur sehr wenig Platz in Anspruch. Es können auch lange und schwere Verlängerungskabel leicht transportiert werden, ohne dass sich die Kabel dabei verwirren oder verheddern.
Auch wenn es Kabeltrommeln für Netzwerk- oder Telefonkabel gibt, meinen die meisten Menschen ein Strom- oder Netz-Verlängerungskabel, wenn von einer Kabeltrommel gesprochen wird.
Wurden früher vorzugsweise Stahlblech-Kabeltrommeln angeboten, setzen sich nun Kunststoff-Kabeltrommeln aus strapazierfähigem Spezialkunststoff immer mehr durch. Lediglich das Standgestell besteht nach wie vor bei den meisten Exemplaren aus leichtem Metall.
Jeder, der schon einmal ein Netz-Verlängerungskabel über den Unterarm aufgewickelt hat, kennt das Phänomen: Beim nächsten Einsatz entwickelt die Stromleitung ein scheinbar unglaubliches Eigenleben und wirft eine Schlaufe nach der anderen.
Der Grund dafür ist, dass das Stromkabel nicht sauber abgewickelt wird, sondern die Kabelschlaufen seitlich auseinandergezogen werden. Dadurch wird das Kabel pro Schlaufe ein Mal der Länge nach verdreht. Das Aufwickeln eines bereits verdrehten Kabels verstärkt den Effekt beim nächsten Auseinanderziehen.
Genau das macht eine Kabeltrommel nicht. Denn wenn das Kabel aufgerollt wird, legt es sich kreisförmig um die Trommel. Da die Leitung beim Abwickeln nicht verdreht wird, bleibt sie ebenso langesteckt liegen wie vor dem Aufwickeln.
Weitere Vorteile:
Variables Verlängerungskabel
Es muss nur so viel Kabel abgewickelt werden, wie man gerade braucht. Vorausgesetzt es werden keine leistungsstarken Verbraucher betrieben.
Integrierte Mehrfachsteckdose
Viele Kabeltrommeln bieten mehrere, zum Teil auch noch unterschiedliche, Steckdosen zum Anschluss der Verbraucher an.
Die meisten Kabeltrommeln sind die Steckdosen im drehenden Trommelkörper integriert. Am Kabel ist ein Netzstecker angebracht, der mit einer Netzsteckdose der Hausinstallation verbunden werden muss. In diesem Fall befindet sich die Kabeltrommel immer am Einsatzort.
Eine Kabeltrommel zur Wandmontage hingegen wird in der Nähe einer Netzsteckdose befestigt. Lediglich das Kabel mit einer Schutzkontakt-Kupplung wird zum Einsatzort gezogen.
Bei der Auswahl der richtigen Kabeltrommel darf nicht nur der Preis entscheiden. Es gibt weitaus wichtigere Auswahlkriterien, die für die Kaufentscheidung relevant sind.
Steckverbindungen CEE; CEE-Cara oder Schutzkontakt
Das wohl wichtigste Entscheidungskriterium ist der Anschluss-Stecker (Anschluss A in unseren technischen Daten).
Denn eine Kabeltrommel, die einen CEE-Stecker für Drehstrom aufweist, macht keinen Sinn, wenn als Spannungsquelle lediglich eine Schutzkontakt-Steckdose zur Verfügung steht. Auf der anderen Seite hilft ein Schutzkontaktstecker nicht weiter, wenn für Camping und Caravan ein CEE-Cara-Anschluss benötigt wird.
Die Steckdosen an der Kabeltrommel (Anschluss B in unseren technischen Daten) sind in den meisten Fällen mit dem Anschluss-Stecker (Anschluss A) identisch.
Es gibt aber auch Kabeltrommeln, die gleichzeitig auch als Steckeradapter dienen und unterschiedliche Steckdosen zur Verfügung stellen.
CEE-Kabeltrommeln
CEE-Cara-Kabeltrommeln
Schutzkontakt-Kabeltrommeln
Innen- oder Außeneinsatz
Als nächstes muss geklärt werden, ob die Kabeltrommel im Innenbereich oder im Außenbereich (IP44 erforderlich) zum Einsatz kommt.
Selbstverständlich wird eine Indoor-Kabeltrommel ohne besonderen Wetterschutz auch im Außenbereich für die Stromversorgung eines elektrischen Rasenmähers funktionieren. Zumindest solange nur bei Trockenheit gemäht und die flexible Stromversorgung anschließend wieder abgebaut wird. In diesem Fall werden die wenigsten Hobby-Gärtner Probleme haben.
Aber aufgrund der fehlenden Steckdosenabdeckungen (Berührungsschutz bzw. Eindringen von Fremdkörpern) und der eventuell mangelhaften UV-Beständigkeit ist ein Außeneinsatz trotzdem nicht zu empfehlen. Spätestens jedoch, wenn die Kabeltrommel Feuchtigkeit und Regen ausgesetzt ist, muss ein spritzwassergeschütztes Exemplar mit IP44 oder höher eingesetzt werden.
Kabeltyp
Bei den technischen Daten wird oftmals auch der Kabeltyp mit Aderanzahl und Querschnitt angegeben. Eine Buchstaben- und Zahlen-Kombination gibt bei Bedarf genauen Aufschluss über den Aufbau und die mechanische Belastbarkeit der verwendeten Stromleitung. Hier sind einige Beispiele:
H07RN-F 5G1,5 (flexible Gummischlauchleitung mit 5 Adern a` 1,5 mm²)
H05RR-F 3G2,5 (flexible Gummischlauchleitung mit 3 Adern a` 2,5 mm²)
H07BQ-F 5G2,5 (flexible PUR-Schlauchleitung mit 5 Adern a` 2,5 mm²)
H05VV-F 3G1,5 (flexible Kunststoffschlauchleitung mit 3 Adern a` 1,5 mm²)
AT–N07V3V3–F 3G2,5 (flexible Kunststoffschlauchleitung mit 3 Adern a` 2,5 mm²)
Aufschlüsselung der Kabelbezeichnungen:
H = Europaweit harmonisierte Kennzeichnung
AT-N = Nationale Kennzeichnung
05 = Spannungsfestigkeit 300 V / 500 V (L1 zu Erde / L1 zu L2)
07 = Spannungsfestigkeit 450 V / 700 V (L1 zu Erde / L1 zu L2)
Erster Buchstabe nach der Spannungsfestigkeit =Material der Aderisolierung.
Zweiter Buchstabe nach der Spannungsfestigkeit =Material der Ummantelung.
R = Ethylenpropylen-Gummi
N = Polychlorpropylen-Gummi
B = Ethylen-Propylen-Gummi
Q = Polyurethan
V = PVC; V3 = PVC, kältebeständig bis -25°C
F = Die Kupferleitung ist feindrähtig, damit die Leitung flexibel ist.
Hinweis:
Die Typenbezeichnung von Kabeln ist jedoch noch viel umfangreicher. Bei Bedarf hilft das Internet bei der Klassifizierung von anderen Kabeltypen weiter.
Empfehlung:
Für den gelegentlichen Einsatz zu Hause sind PVC-Schlauchleitungen durchaus ausreichend. Für den ständigen Einsatz auf Baustellen oder in Werkstätten ist eine Baustellen-Kabeltrommel oder Profi Kabeltrommel mit einer robusten Baustellen- oder Gummischlauchleitung die bessere Wahl. Auch wenn der Preis höher ist.
Kabellänge
Wählen Sie die Kabellänge Ihrer neuen Kabeltrommel so aus, dass die Leitung für alle Einsatzzwecke gerade noch ausreichend ist.
Es ist nicht erforderlich eine „Reservelänge“ einzukalkulieren.
Wenn ein Verlängerungskabel mit max. 20 m Länge vollkommen ausreichend ist, um jeden Punkt auf dem Grundstück zu erreichen, sollten Sie sich auch für eine Kabeltrommel mit 20 m Leitungslänge entscheiden.
Ein 40 m langes Kabel würde nicht wirklich viel Sinn machen. Wobei das Mehrgewicht, das ständig mitgeschleppt werden muss, nicht unbedingt den Ausschlag gibt.
Vielmehr macht es einen großen Unterschied, ob nur 5 m oder 25 m überschüssiges Kabel von der Trommel ab- und später wieder aufgerollt werden müssen.
Lange Leitungen sind nicht immer die beste Lösung. Zumindest nicht bei Kabeltrommeln.
Denn je länger die Leitung, desto höher ist der Leitungswiderstand. Und je höher der Leitungswiderstand, desto größer ist die Verlustleistung und die Wärmeentwicklung.
Im aufgewickelten Zustand haben die inneren Kabelwindungen keine Chance, die entstehende Wärme nach außen abzuführen. Darum muss eine Kabeltrommel immer auf die komplette Länge abgewickelt werden, wenn leistungsstarke Verbraucher über einen längeren Zeitraum angeschlossen und betrieben werden.
Zur Sicherheit bauen viele Hersteller rückstellbare Bimetall-Temperatursicherungen in ihre Kabeltrommeln ein, um ein Überhitzen einer nicht komplett abgerollten Leitung effektiv zu vermeiden.
Tipp aus der Praxis:
Bei einem Weihnachtsmarkt oder einem Straßenfest wird oft nur eine sparsame LED-Beleuchtung an einer Kabeltrommel angeschlossen. Auch wenn aufgrund des geringen Stromes ein komplettes Abwickeln der Stromleitung nicht erforderlich wäre, sollte man das Kabel trotzdem komplett abrollen.
Denn erfahrungsgemäß verleiten die freien Steckdosen dazu, dass weitere Verlängerungskabel und Verteilungen gedankenlos angeschlossen werden. Plötzlich hängen drei Friteusen, ein Kühlschrank oder zwei Elektroheizgeräte mit an der Kabeltrommel, ohne dass man es merkt.
Besonders im betrieblichen Einsatz auf Baustellen sind die Anforderungen an Kabeltrommeln enorm hoch. Robuste Kabel mit dicker Gummiummantelung halten den harten Bedingungen ebenso stand, wie eine massive Trommel aus Spezialkunststoff und Schutzart IP44. Zudem sind einige Exemplare noch mit sinnvollen Sonderfunktionen ausgestattet:
PRCD-S
Die Abkürzung PRCD steht für Portable Residual Current Device und entspricht einer ortsveränderlichen Fehlerstrom-Schutzeinrichtung mit Schutzleitererkennung und Schutzleiterüberwachung (-S).
Wenn bei einem angeschlossenen Verbraucher ein Isolationsschaden auftritt und ein Fehlerstrom fließt, wird die Stromversorgung sofort abgeschaltet. Im Schadenfall kann das Leben retten. Besonders dann, wenn die PRSD-S Kabeltrommel an einer Steckdose ohne bzw. mit fehlerhafter Fehlerstromabsicherung (FI) angeschlossen wurde.
Drehkontakte
Oft müssen von einer Kabeltrommel noch ein paar Meter Kabel abgerollt werden, weil sich der Einsatzort verändert oder die abgewickelte Leitung im Weg ist. Wenn dann an der Trommel schon Bohrmaschine, Stichsäge oder Schleifgeräte angeschlossen sind, gibt es durch die drehenden Steckdosen das schönste Kabelwirrwarr. Selbst wenn nur eine Maschine angeschlossen ist, wird die Zuleitung kräftig verdreht.
Herstellerseitig wurde das Problem bereits erkannt und auch genial gelöst. Dank einer cleveren Drehkontakt-Mechanik rotieren die Steckdosen der Trommel nicht mit, wenn das Kabel auf- oder abgewickelt wird.
Federzug
Einfach per Knopfdruck das Kabel aufrollen. Was bei Staubsaugern gang und gäbe ist, hat zum Teil auch bei Kabeltrommeln Einzug gehalten. Beim Ausziehen des Kabels wird eine Spiralfeder gespannt, die dann auf Knopfdruck das Kabel in Windeseile wieder in die Kabelbox aus Kunststoff einholt.
Die Aufrollautomatik hat sich besonders für ortsfeste Kabeltrommeln bewährt, wo lediglich das Kabel mit der Schutzkontakt-Kupplung zum Einsatzort gezogen wird.
Für die Stromversorgung im Caravan- und Camping-Bereich werden CEE-Cara-Steckverbinder verwendet.
Ebenso wie Schutzkontakt-Stecker sind CEE-Cara-Stecker dreipolig und für 230 V/16 A ausgelegt.
Wenn der Caravan am Campingplatz weiter entfernt vom nächsten Stromanschluss abgestellt werden muss, wird eine Kabeltrommel benötigt, die einen CEE-Cara-Stecker und eine CEE-Cara-Kupplung aufweist (siehe linke Kabeltrommel).
Wenn der Caravan zu Hause mit Strom versorgt werden soll, muss die Kabeltrommel einen Schutzkontakt-Stecker und eine CEE-Cara-Kupplung aufweisen (siehe rechte Kabeltrommel).