Ratgeber
Die Abkürzung ESD steht für „Electrostatic discharge“, zu Deutsch: elektrostatische Entladung. Damit wird folgender Vorgang beschrieben: Gegenstände oder Personen laden sich zunächst durch Bewegung an anderen Medien mit elektrischer Spannung auf. Kommen sich geladene und ungeladene Gegenstände beziehungsweise Personen zu nahe – bis zur Berührung – kommt es zu einem schlagartigen Potentialausgleich. Ein Beispiel dafür ist die Bewegung einer Person auf einem Teppichboden: Dabei können durch Reibung Aufladungen bis in den fünfstelligen Voltbereich entstehen. Bei der Berührung eines ableitenden Gegenstandes wird diese Aufladung schlagartig zur Erde entladen und ist ab einer bestimmten Spannungshöhe, ungefähr ab 2.000 Volt, als elektrischer Schlag zu spüren. Eine sehr energiereiche Form dieses Potentialausgleiches ist der Blitz, der zur Erde niedergeht.
Dieser natürliche Vorgang ist für den, im Beispiel auf dem Teppichboden gehenden Menschen, ungefährlich. Gefahren bestehen im Bereich der Elektrotechnik und Elektronik für eine Vielzahl von Bauelementen, die durch den abrupten Potentialausgleich beeinträchtigt oder völlig zerstört werden können. So sind zum Beispiel LEDs oder MOSFETs besonders empfindlich, da sie meist nur geringe Sperrspannungen im Bereich bis zirka 30 Volt vertragen. Solche geringen Aufladungen werden von Menschen beim Potentialausgleich überhaupt nicht wahrgenommen. Ein Bauelement kann aber kann davon zerstört werden.
Um empfindliche elektronische Bauelemente vor einer Beschädigung zu bewahren, müssen Massnahmen zum ESD-Schutz ergriffen werden. Einerseits geht es um den Schutz vor elektrostatischer Aufladung und andererseits um die Vermeidung schlagartiger Entladungen. Dabei handelt es sich in erster Linie um eine zuverlässige Erdung der handelnden Personen und der benutzten Werkzeuge. Um die Potentialfreiheit zu prüfen, kommen ESD-Testgeräte zum Einsatz.
Was sind ESD-Testgeräte?
Mithilfe von ESD-Testern kann einfach festgestellt werden, ob und in welcher Grössenordnung eine elektrostatische Aufladung stattgefunden hat und ob ein Risiko für elektronische Bauteile besteht. Weiterhin kann die Funktionalität von ableitenden Mitteln, wie Erdungsarmbändern oder Erdungsfussplatten, eingeschätzt werden. ESD-Testgeräte gehören zur unverzichtbaren Ausstattung in der Halbleitertechnik und in verwandten Branchen, um die verwendeten Produkte vor Zerstörung zu bewahren.
Die dafür existierende Norm ist die DIN EN 61340-5-1 „Schutz von elektronischen Bauelementen gegen elektrostatische Phänomene“ mit einem dazugehörigen Benutzerhandbuch.
Ein ESD-Testgerät ist vergleichbar mit einem Spannungs- und Widerstandsprüfer, der spezielle Messbereiche für die Anforderungen der elektrostatischen Aufladung hat. Dabei werden Oberflächen-, Ableit- und Durchgangswiderstände ermittelt. Hochwertige Geräte berücksichtigen die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Messumgebung. Es gibt Schnittstellen zu PCs, um die Daten kontinuierlich zu erfassen und zu protokollieren. Mit Fussplatten ausgestattete ESD-Tester prüfen Personenableitwiderstände für Handgelenkerdung und Schuhwerkerdung zum Beispiel bei der Zugangsüberwachung von Bereichen, in denen elektrostatischer Schutz nötig ist. Mit weiterem, speziellem Zubehör ist es möglich, elektronische Bauelemente oder Platinen unter ESD-Aspekten zu testen.
In unserem Onlineshop finden Sie eine grosse Auswahl verschiedener ESD-Testgeräte. Sie können die Produkte nach den folgenden technischen Kriterien selektieren:
Messarten
Erhältlich sind ESD-Tester für die Messung von Ableit-, Durchgangs- und Oberflächenwiderstand sowie für kapazitive Messungen und Feststellung der Personenerdung. Einige Geräte vereinen mehrere dieser Funktionen in sich.
Kategorie
Hier finden Sie ESD-Platinenhalter, -Testgeräte und -Testgeräte-Sets sowie separate Fussplatten, Rundelektroden und Wandhalterungen für die Tester.
Betriebsspannung
Unterschieden nach 230 Volt Wechselspannung und 9 Volt Gleichspannung. Meist sind die Tester neben der Batterie mit einem Netzteil ausgestattet, um Dauerbetrieb zu ermöglichen.
Besonderheiten
In diesem Bereich finden Sie Geräte mit Extraausstattung, zum Beispiel mit Aufbewahrungstasche, Erdungskabel, Fussplatte, Koffer, Software und Werkskalibrierschein.
Für die bei uns erhältlichen ESD-Testgeräte stehen Bedienungsanleitungen und weitere Daten beim jeweiligen Produkt zum kostenfreien Download bereit.
Was ist beim Umgang mit ESD-Testgeräten zu beachten?
Generell ist der Schutz vor elektrostatischer Entladung eine Aufgabe, die in zutreffenden Entwicklungs- und Produktionsumgebungen zu erfüllen ist. Dafür gibt es meist speziell geschultes Personal. Die ESD-Norm DIN EN 61340-5-1 wurde am 01.07.2017 neu gefasst, um auf aktuelle Entwicklungen vor allem im industriellen Bereich zu reagieren. Das betrifft zum Bespiel ESD-Verpackungen, einzelne Messmethoden oder vorgeschriebene Beschriftungen. Für die bisherige Fassung (Ausgabe 2008-07) gibt es eine Übergangsfrist bis einschliesslich 18.11.2019.
Aus Gründen der ESD-Sicherheit sowie der Zulassung der ESD-Tester dürfen diese Geräte nicht umgebaut und/oder verändert werden. Bei einer anderweitigen Verwendung als in der Bedienungsanleitung beschrieben kann ein solches Gerät beschädigt werden. Lesen Sie sich deshalb die jeweilige Bedienungsanleitung sehr genau durch und bewahren Sie diese auf.
Nur funktionierende und kalibrierte Geräte messen exakt. Bei Funktionsstörungen oder Beschädigungen muss ein ESD-Tester von der Stromversorgung getrennt und gegen weitere Verwendung gesichert werden.
Reparaturarbeiten an ESD-Testern dürfen nur von fachkundigem Personal durchgeführt werden. Es empfiehlt sich, das Messgerät zur Reparatur an eine autorisierte Fachwerkstatt oder den Hersteller zu senden.
Unser Praxistipp
Im alltäglichen Umgang, beispielsweise mit Haushaltsgeräten, ist ESD-Schutz meist nicht von Belang. Im Bastel- und Hobbybereich sollten Sie die gleiche Sorgfalt an den Tag legen, wie sie für industrielle Anwender empfohlen ist, wenn Sie mit den entsprechenden Bauelementen experimentieren.