Ratgeber
In den 80er Jahren traten zum ersten Mal rätselhafte Beschädigungen an Schläuchen, Dämmmaterialien und anderen Kunststoff- oder Gummiteilen in Autos auf. Nachforschungen ergaben, dass sich der Marder langsam heimisch in der Stadt fühlte und Fahrzeuge und Dachböden gerne als Wohnraum und Spielplatz nutzte. Für die betroffenen Auto- und Hausbesitzer eine nervige Angelegenheit, denn leicht bekommt man die kleinen Tiere nicht los.
Warum beschädigen Marder Autos?
Fahrzeuge sind leicht zugänglich, angenehm warm und von außen nicht einsehbar. Aus diesen Gründen bieten sie einen sicheren Ort vor Feinden, zum schlafen und fressen. Zudem dienen sie als Spielplatz, denn gerade der Motorraum bietet mit seinen vielen Schläuchen und Kabeln ein abwechslungsreiches Angebot. Marder sind neugierig und untersuchen Alles mit ihrem Mund, wodurch die Bissspuren zustande kommen.
Ein weiteres Problem sind Revierkämpfe. Das ganze Jahr über, besonders zur Paarungszeit im Frühling, sind Marder auf die Verteidigung ihres Reviers bedacht. Ein Auto, das von einem Marder als sein Revier markiert wurde und an einer anderen Stelle parkt, befindet sich womöglich im Revier eines anderen Marders. Dann kommt es vor, dass sich dieser bedroht fühlt. Die Folge: Er reagiert aggressiv und möchte dem vermeintlichen Konkurrenten klar machen, dass dieser sich auf feindlichem Terrain befindet. Dazu verteilt er seine Spuren und beschädigt das Innenleben des Motorraums.
Wie erkenne ich Marderspuren am Auto?
Die scheuen Marder sind nachtaktiv. Deshalb werden Sie selten ein Tier auf frischer Tat ertappen. Sie hinterlassen aber Spuren. Am auffälligsten sind Pfotenabdrücke auf der Motorhaube, der Windschutzscheibe und dem Autodach. In Größe und Form ähneln sie Katzenspuren, wobei ein Marderabdruck fünf Zehen aufweist, bei einer Katzenspur sind vier zu sehen.
Um andere Spuren zu entdecken, ist ein Blick in den Motorraum nötig. Dort finden sich beispielsweise Nahrungsreste wie Eierschalen, Nussschalen oder Kadaverreste von Kleintieren. Auch Tierhaare, Kot oder ein starker Uringeruch beweisen den unerwünschten Besuch.
Sind diese Anzeichen zu finden, sollten Sie Kabel und Schläuche überprüfen. Diese können Bissspuren aufweisen oder vollständig durchtrennt sein. Darüber hinaus sind Verkleidung und Dämmung im Motorraum beliebte Ziele der Marderattacken.
Schaden nehmen laut ADAC oftmals
- Kühlwasser- und Scheibenwaschwasserschläuche,
- Kunststoffschläuche,
- Zündkabel,
- Stromleitungen und deren Isolierung,
- Isoliermatten für Geräusch- und Wärmedämmung sowie
- Faltenbälge an Antriebswellen und Lenkung.
Der ADAC betont weiterhin, dass ihm keine belegten Beschädigungen an Kraftstoffleitungen, Keilriemen, Bremsschläuchen sowie Reifen vorliegen.
Welche Folgen haben Marderschäden?
Hat ein Marder das Zündkabel durchtrennt, ist dies sofort zu erkennen, denn das Auto springt nicht mehr an. Ein durchgebissener Kühlwasserschlauch führt zu einer unübersehbaren Kühlwasser-Pfütze. Kniffliger wird es, Kabel und Schläuche mit Bissspuren zu erkennen. Denn die kleinen, spitzen Zähne der Tiere hinterlassen oft feine Löcher, die nur bei genauem Hinsehen zu erkennen sind.
Diese Löcher können jedoch weitreichende Folgen haben. So sorgen angebissene Zündkabel dafür, dass der Motor unregelmäßig gezündet wird. Dies erkennt man daran, dass der Motor stottert oder plötzlich ausgeht. Folgeschäden sind oftmals am Katalysator zu finden, da das Benzin nicht vollständig verbrennt.
Knabbern Marder den Kühlwasserschlauch an, geht Kühlwasser tröpfchenweise oder in einem schmalen Strahl verloren. Geschieht das unerkannt über längere Zeit, kann es zur Überhitzung des Motors aufgrund fehlender Kühlung kommen und schwerwiegende Schäden verursachen. Im schlimmsten Fall muss der Motor komplett erneuert werden.
Es lohnt sich, auch bei kleinen Bissspuren einen Fachmann aufzusuchen, um teure Reparaturen, die in Folge eines Marderschadens entstehen, zu vermeiden. Alternativ empfiehlt sich die Investition in einen wirksamen Marderschutz.
Marderabwehr: Was hilft wirklich?
Ein Marderschutz ist das ganze Jahr über empfehlenswert. Die Tiere halten nämlich keinen Winterschlaf und treiben zu jeder Jahreszeit ihr Unwesen.
Es kursieren viele Tipps, welche Hausmittel gegen Marder helfen. Ob WC-Steine, Hundehaare oder Mottenkugeln: Ein zuverlässiger Schutz vor Mardern ließ sich bisher nicht nachweisen.
Hat ein Marder an Ihrem Auto einen Defekt verursacht, empfehlen viele Experten eine Motorwäsche, um den Geruch des Marders loszuwerden. Das verhindert, dass dieser Geruch andere Marder anlockt. Diese Reinigung überlassen Sie am besten einem Fachmann. Denn die sensible Elektronik in und um den Motor herum kann durch Wasser und Reinigungsmittel leicht Schaden nehmen. Möchten Sie selbst tätig werden, gibt es entsprechende Vorreiniger zu kaufen, die den Marderduft genauso aus dem Motorraum entfernen.
Unser Praxistipp: Jagdrecht unbedingt beachten
Bevor sie zum äußersten Mittel greifen: Marder unterliegen dem Jagdrecht. Ein Jagen, Fangen oder Töten ist nur unter Beachtung der Vorschriften erlaubt. Generell untersagt ist laut Jagdrecht die Nutzung von Schusswaffen in Wohngebieten. Und auch die Fallenjagd erfordert eine entsprechende Erlaubnis.
Hält man sich nicht an die Regelungen, sind je nach Bundesland Bußgelder von bis zu 5.000 Euro oder Gefängnisstrafen möglich. Die Höhe der Strafe orientiert sich auch an den zugelassenen Jagdzeiten für Marder. Diese liegen abhängig vom Bundesland und von der Marderart zwischen August und Februar. In der Schonzeit, die ebenfalls je nach Bundesland und Marderart zwischen März und Oktober liegt, können die Strafen deutlich empfindlicher ausfallen.
Um das eigene Auto zu schützen, helfen beispielsweise Ultraschall, Strom, Abwehrsprays und Marderschutzrohre.
Mittlerweile bieten Autohersteller einen Marderschutz an, mit dem sie Autos ausrüsten. Dabei werden Öffnungen, über die Marder in den Motorraum gelangen, mit einem Borstenvorhang verschlossen. Den rückwärtigen Zugang blockiert ein Lochblech. Einige Hersteller bieten außerdem den Einbau eines Marderschutzes mit Strom ab Werk an, das nach dem Weidezaun-Prinzip funktioniert.
Marderabwehr mit Ultraschall
Ultraschallgeräte geben über Piezo-Lautsprecher permanent Töne mit etwa 200 dB(C) von sich, die für Erwachsene nicht hörbar sind. Marder empfinden die Geräusche als unangenehm und meiden Fahrzeuge, die damit ausgestattet sind. Der Nachteil: Auch Babys und Kleinkinder hören diese Tonfrequenzen anscheinend, sodass Einschlafprobleme oder Kopfschmerzen die Folge sein können. Dann sollten Sie das Ultraschallgerät entfernen (lassen).
Der Einbau in das Auto ist mit herkömmlichem Werkzeug in kurzer Zeit möglich. Zu beachten ist, dass sich die Frequenzen regelmäßig verändern, damit sich der Marder nicht an den ansonsten gleichbleibenden Ton gewöhnt. Zudem muss das Gerät so angebracht sein, dass sich der Schall ohne Hindernisse ausbreiten kann.
Marderschutz durch Hochspannung
Die beste Wirkung zur Marderabwehr am Auto erzielen Elektroschockgeräte. Diese funktionieren nach dem Weidezaun-Prinzip, das auch Kühe vom Ausbruch aus ihrer Weidefläche abhält. Die Marder erhalten einen kurzen, heftigen Stromschlag, sobald sie die Kontaktplatten berühren. Ernsthafte Verletzungen erleiden die Tiere nicht. Und auch wenn Sie aus Versehen die Kontaktplatten berühren, ist der durchlaufende Strom von um die 10 mA harmlos.
Die Stromversorgung übernehmen Batterien, ein Netzteil oder es lässt sich direkt in die Autoelektronik einbauen.
Beim Kauf ist zu beachten, dass sich der Stromkreis schließen lässt. Sie brauchen also neben den Kontaktplatten Minuspole (auch Masse), um den Stromschlag auszulösen. In älteren Automodellen befand sich noch ausreichend Metall im Motorraum, sodass dies als Masse fungierte. Heute findet man dort hauptsächlich Kunststoff und Textil, welche als Leiter unbrauchbar sind. Deshalb verfügen viele Elektroschockgeräte zur Marderabwehr über Platten, die als Minuspole dienen. Diese sollten möglichst nahe an den Kontaktplatten befestigt sein. Nur so berührt der Marder beide Platten gleichzeitig, schließt den Stromkreis und löst auf diesem Weg den Stromschlag aus. Dabei ist es egal, ob er die Plattenpaare mit den Füßen, dem Schwanz oder der Schnauze berührt. Damit das Gerät richtig funktioniert, muss es fachgerecht und fest installiert sein. Sind Sie sich diesbezüglich unsicher, helfen Werkstätten beim Einbau gerne weiter.
Für Menschen sind diese Stromschläge aufgrund ihrer niedrigen Leistungsaufnahme im unteren Milliampere-Bereich absolut harmlos, allerdings berühren Menschen mit Herzschrittmacher die Kontaktplatten vorsichtshalber nicht. Darüber hinaus sollte sich der Strom abschalten lassen, wenn Arbeiten im Motorraum anfallen. Entweder schaltet es sich automatisch beim Öffnen der Motorhaube ab oder es lässt sich manuell über einen Schalter an- und ausschalten.
Kombinierte Marderabwehr aus Ultraschall, Strom und Licht
Manche Geräte vereinen mindestens zwei dieser Mechanismen zur Marderabwehr im Auto, beispielsweise Ultraschall und Strom oder Strom und Licht. Das Licht soll die lichtscheuen Tiere ebenfalls vergrämen, wie das Verjagen im Fachjargon heißt. Die Hersteller versprechen eine erhöhte Wirksamkeit dieses Marderschutzes.
Unser Praxistipp: Wasserdichte Elektroschock- und Ultraschallgeräte
Achten Sie darauf, dass das Gerät Ihrer Wahl wasserdicht ist - egal ob Elektroschock, Ultraschall oder eine Kombination. Hersteller vermerken in den technischen Details die Kennzeichnung IP65. So ist auch eine Motorwäsche kein Problem.
Mechanische, biologische und chemische Mittel
Dazu gehören Ummantelungen für Kabel und Duftstoffe auf chemischer oder biologischer Basis.
Ummantelungen verjagen Marder zwar nicht, schützen Kabel jedoch vor ihren Bissen. Dieser Marderschutz ist oft unter dem Namen Wellrohr oder Marderschutzrohr zu finden und besteht aus Hartkunststoff. Allerdings bieten sie nicht allen gefährdeten Teilen Schutz, sondern dienen hauptsächlich der Ummantelung des Zündkabels. Schläuche und Dämmmaterialien verfügen weiterhin über keinen Marderschutz. Außerdem dürfen die Marderschutzrohre nicht mit Teilen in Berührung kommen, die sich erhitzen.
Duftstoffe gibt es in verschiedenen Ausführungen als Spray, Karte oder Stäbchen. Diese Mittel zur Marderabwehr sind als Erste-Hilfe-Mittel empfehlenswert, sobald Sie einen Schaden am Auto feststellen, den ein Marder verursacht haben könnte. Ein Spray muss immer wieder aufgetragen werden, da Regen oder eine Autowäsche das Mittel abwaschen. Nach einer gewissen Zeit verlieren auch die Vergrämungskarten oder -stäbchen ihre Wirkung, da sich der Duftstoff verflüchtigt. Dann sind sie ebenfalls auszuwechseln.
Was zahlt die KfZ-Versicherung?
Ist es doch passiert und der Marder hat Ihr Auto beschädigt? Dann lesen Sie sich Ihre KfZ-Versicherungspolice genauer durch. Versicherungen regeln die Übernahme von Beschädigungen durch Marder nämlich unterschiedlich. In der Regel gilt eine dieser drei Möglichkeiten:
- In der Versicherungspolice sind keine Marderschäden erwähnt bzw. diese explizit ausgeschlossen. Dann übernimmt die Versicherung nichts.
- Die Versicherung bezahlt die direkt durch einen Marder beschädigten Teile. Hat er ein Kabel oder einen Schlauch angeknabbert, wird nur das Ersatzteil gezahlt. Nicht aber ein möglicher Folgeschaden an Motor oder Bordelektronik.
- In der Versicherungspolice ist vermerkt, dass Folgeschäden mitversichert sind. Dann erhalten Versicherte die gesamte Schadensumme. Bei dieser Variante sind natürlich die Versicherungsbeiträge deutlich höher. Doch auch beschädigte Motoren oder Bordelektronik-Teile verursachen im schlimmsten Fall hohe Kosten.
Fazit: Marderabwehr schützt vor Ärger mit dem Auto
Wenn Sie einen Marder vorbeihuschen sehen oder Pfotenabdrücke auf der Motorhaube entdecken, empfiehlt sich eine Marderabwehr an Ihrem Auto. Eine schnelle erste Maßnahme sind Duftstoffe oder Kabelummantelungen. Langfristig schützen Ultraschallgeräte oder Elektroschockgeräte am besten vor einem Marderschaden, denn die Geräte funktionieren, ohne dass man sich darum kümmern muss. Lediglich eine regelmäßige Kontrolle der Kontaktplatten bei Elektroschockgeräten ist sinnvoll, da eine Verschmutzung ihre Funktion beeinträchtigen kann.