Ratgeber
In vielen Unternehmen, Arztpraxen und Kliniken sind sie unverzichtbare Elemente der Arbeitsplatz-Infrastruktur: Thin Clients. Statt in vielen Räumen einzelne Computer aufzustellen, genügen die schlanken Systeme mit ihrer Verbindung zum zentralen Server. Was die Clients im Detail ausmacht und welche Vorteile sie mit sich bringen, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Der Name ist Programm. Thin bedeutet übersetzt schlank und genau darum geht es. Thin Clients sind besonders schlanke Systeme, die im Wesentlichen auf zwei Dinge beschränkt sind: Sie erlauben die Eingabe und Ausgabe von Daten. Leistungsstarke Hardware sowie die eigentliche Software für Anwendungen sind nicht lokal vorhanden, sondern befinden sich auf einem Server.
Der Thin Client ist über ein Netzwerk mit seinem Server verbunden. Daher benötigt er kaum eigene Ressourcen. Vorhanden sind im Normalfall lediglich ein schlankes Betriebssystem sowie eine einfache Grafikkarte zur Darstellung von Inhalten. Eine CPU mit nur 512 MB RAM genügt in den meisten Fällen zur Verarbeitung der Eingaben über Maus und Tastatur sowie für optische Ausgaben auf einem angeschlossenen Monitor oder Drucker.
Begriffsklärung und Abgrenzung
Die schlanken Clients werden auch Slim Clients oder Lean Client genannt. Das sprachliche Gegenstück ist ein Fat Client oder Full Client. Hier bringen Desktop-PCs oder andere Geräte die notwendige Hard- und Software mit, um lokale Anwendung auszuführen.
Es macht einen Unterschied, ob mittels Browser häufig recherchiert werden soll, Akten verwaltet oder Bilddateien betrachtet werden sollen. Für die effiziente Nutzung im Arbeitsalltag lassen sich daher verschiedene Unterformen ableiten.
Eine wichtige Unterteilung ist in stationäre und tragbare Varianten. Stationäre Thin Clients werden dauerhaft aufgestellt und befinden sich beispielsweise in einem Behandlungszimmer einer Arztpraxis. Sie arbeiten nur über eine Cloud-Verbindung.
Mobile Thin Clients erinnern an Notebooks und können wie diese an verschiedene Einsatzorte mitgenommen werden. Um die Mobilität zu ermöglichen, muss das Gerät nicht dauerhaft mit dem zentralen Server verbunden sein. Ein virtueller Desktop samt Software und den wichtigsten Daten steht lokal auf dem Gerät zur Verfügung. Sobald eine Netzwerkverbindung besteht, erfolgt eine Synchronisation.
Immer öfter liest man auch vom sogenannten Zero Client. In diesem Fall gibt es nicht einmal mehr ein Betriebssystem, sondern nur noch minimale Firmware zur Kopplung an einen zentralen Computer. Da die Firmware nur noch einen minimalen Funktionsumfang mit sich bringt, sollte vorab eindeutig geklärt sein, wofür der Zero Client überhaupt eingesetzt werden soll.
Anders als bei einem All-in-One-System, bei dem alle Anwendungen vom Gerät selbst ausgeführt werden können, sind Thin Clients nur Schnittstellen zu einem Server mit der notwendigen Rechenleistung. Um sich mit diesem Server zu verbinden, laufen im Hintergrund Übertragungsprotokolle. Ein bekanntes Protokoll stammt von Microsoft und trägt den Namen Remote Desktop Protocol, kurz RDP. Andere Protokolle sind beispielsweise Independent Computing Architecture, kurz ICA oder Citrix.
Betriebssysteme, die häufig genutzt werden, sind entweder Linux-Distributionen (z.B. Arch, SliTaz, Tiny Core Linux) oder Windows-Systeme wie Windows CE und Windows 7 Embedded Standard. Wyse bietet als eigenes System Wyse Thin OS und HP nutzt HP ThinPro.
Sollen Geräte mit dem Thin Client verbunden werden, sind an der Hardware selbst ebenfalls verschiedene Schnittstellen vorgesehen. Dazu zählen Klinke und USB-Buchsen ebenso wie Slots für DVI, DisplayPort und LAN. Auch die Nutzung von WLAN und Bluetooth ist in den meisten Fällen möglich. Optional sind eingebaute Kartenleser für SmartCards.
Für die Endbenutzer ist eine Management-Software vorhanden. Diese ermöglicht über grafische Oberflächen eine intuitive Bedienung. Je nach Anforderungsprofil dient diese Software auch der Verschlüsselung. Der digitale Manager kann nur von autorisierten Personen bedient werden, sodass Betriebsvorgänge nicht von Fremden genutzt werden können.
Es gibt eine Reihe von Vorzügen, die gerade in grösseren Betrieben zum Tragen kommen. Wer sich für die zentrale Lösung mit einem Server-Gerät und mehreren Thin Clients entscheidet, spart Kosten. Es müssen nicht für jeden Einsatzraum teure Rechner mit sämtlicher Hard- und Software erworben werden. Neben den Anschaffungskosten sinken auch die fortlaufenden IT-Kosten, da Updates zentral auf dem Server eingespielt werden. Dank des zentralen Servers sinkt zudem der Verwaltungsaufwand, denn Änderungen müssen nicht an jedem Client vorgenommen werden.
Zu den wichtigen Business-Vorteilen zählt ferner ein hoher Datenschutz. Vertrauliche Firmeninformationen, Patientendaten etc. werden über die Thin Clients nur eingegeben und nicht lokal auf dem Gerät selbst gespeichert. Bei einer sicheren Datenübertragung zum Server und einer guten Sicherheit des Servers sind die Daten vor Diebstahl gut geschützt. Auch Malware hat kaum eine Chance.
Sollen mehrere Beschäftigte einen Thin Client nutzen, können eigene Zugänge mit persönlicher Desktop-Umgebung angelegt werden. Die Person am Gerät muss sich anmelden, was entweder mittels einfachem Passwort oder auch über eine 2-Faktor-Authentifizierung möglich ist.
Da die meisten Thin Clients auf einen Lüfter verzichten können, arbeiten sie sehr leise und sind ohne die beweglichen Komponenten langlebiger.
Ein Nachteil, der immer mitgedacht werden muss: Die Infrastruktur zwischen einem Serverrechner auf der einen und Thin Clients auf der anderen Seite muss zunächst hergestellt werden. Für den Zugriff muss entsprechend zunächst ein Netzwerk etabliert werden. Viele Unternehmen lassen hierfür einmalig IT-Profis aktiv werden, damit die Netzwerkverkabelung, Netzwerkprotokolle und Co. richtig eingerichtet werden. Fällt aus irgendeinem Grund das Netzwerk einmal aus, sind die Thin Clients in dieser Zeit nahezu nutzlos.