Ratgeber
Früher waren PC-Gehäuse unscheinbare Kästen, die ihren Platz irgendwo unter oder neben dem Tisch finden mussten. Ihre zentrale Aufgabe war es, ausreichend Platz für alle PC-Komponenten zu bieten. Dieses Image haben die Gehäuse der Desktop-PCs heutzutage nicht mehr. PC-Gehäuse sind längst zu wichtigen Komponenten geworden, die Pragmatismus mit Design kombinieren. Worauf dabei zu achten ist, erklärt dieser Ratgeber.
Ob es sich nun um Gaming-PCs, Business-Computer oder Privatgeräte handelt, die Hardware der Rechner sollte sich in einem Gehäuse befinden. Es umgibt die teils sehr empfindlichen Komponenten.
Es bietet Platz für klassische Elemente wie Mainboard, Grafikkarte, Laufwerke und weitere Elemente. Im Gehäuse selbst sind die entsprechenden Steckplätze vorhanden. Ferner gibt es meist vorinstallierte Lüfter, um für die notwendige Kühlung im Betrieb zu sorgen.
Maßgebend vor dem Kauf eines Gehäuses ist die Frage, welche Größe notwendig ist. Wer zum Beispiel einen Midi-Tower erwirbt, jedoch einen Big-Tower benötigt hätte, kann mit der Anschaffung kaum arbeiten.
Für einen ersten Überblick ist es ausreichend, vier Gehäuse-Arten zu unterscheiden.
Am bekanntesten sind Desktop-Gehäuse sowie Tower. Beide ähneln sich auf dem ersten Blick, nutzen jedoch den Platz am Schreibtisch unterschiedlich. PC-Gehäuse, die direkt auf den Tisch gelegt werden können, sind entsprechend flacher. Theoretisch können sie zwar wie Tower senkrecht gestellt werden, doch ihre Anschlüsse sowie Lüftungsschlitze sind für die horizontale Nutzung ausgelegt.
Als Tower hergestellte PC-Gehäuse sollen aufrecht stehen. Sie müssen daher unter oder neben dem Tisch einen Platz finden. Es gibt Tower-Gehäuse in drei gängigen Größen: Mini, Midi und Big/Full.
Für den privaten Gebrauch nicht interessant, jedoch im IT-Bereich sehr wichtig, sind Benchtable-Gehäuse. Sie sind eher ein Rahmen, denn sie verzichten auf die Außenwände. Der Gedanke dahinter: Nutzer*innen haben die Möglichkeit, mit wenigen Handgriffen Hardware-Komponenten ein- und auszubauen. Ein ständiges Öffnen und Schließen der Deckwände ist nicht notwendig.
Abseits davon sind HTPC noch bekannter. Diese Home Theater PC sind vor allem für Nutzende vieler Medien gedacht. Die werden daher oft direkt neben den Fernseher gestellt und mittels Fernbedienung gesteuert. Anders als reine TV-Geräte besitzen sie aber eine zusätzliche Desktop-Funktion.
Unser Praxistipp: Arbeit mit Tempered Glass
Viele Hersteller bieten Gehäuse, bei denen mindestens eine Seitenwand nicht aus Metall, sondern aus Temperglas besteht. International ist von Tempered Glass die Rede. Dieses Spezialglas ist durch eine Wärmebehandlung besonders bruchfest.
Aufbau eines Midi-Towers
Das Midi-Tower-Gehäuse kommt als Bauform bevorzugt zum Einsatz. Sowohl für Privatpersonen als auch im Business-Bereich sind Midi-Tower der Standard. Da sie vergleichsweise kompakt gebaut sind, nehmen die Gehäuse wenig Platz weg, bieten zugleich aber genügend Raum für leistungsstarke Hardware.
Midi-Tower besitzen außerdem gute Maße, um einen größeren CPU-Kühler zu beinhalten. Je leistungsintensiver ein PC ist, desto mehr Kühlung ist notwendig.
Die meisten Midi-Tower sind für Mainboards bis zum Format E-ATX ausgelegt. Kleinere Boards finden ebenfalls ihren Platz, etwa Micro-ATX oder Mini-ITX-Mainboards. Oft können Festplatten noch hinter dem Mainboard-Tray eingebaut werden, sodass im vorderen Bereich viel mehr Platz für andere Komponenten bleibt.
Manche Hersteller fertigen auch Midi-Tower, deren Festplattenkäfig nicht festmontiert, sondern teilweise herausnehmbar ist. Das bietet sprichwörtlich noch mehr Spielraum, beispielsweise für eine leistungsstarke und daher größere Grafikkarte.
Midi-Tower für Gaming-PCs
Die meisten Gamer nutzen einen Midi-Tower. Der Kompromiss aus kompaktem Gehäuse und Raum für Komponenten und Kabel wird als gut empfunden. Wichtig sind ausreichend Schnittstellen für Kopfhörer und Mikrofon beim Spielen sowie möglichst viele USB-Slots. Mindestens USB 2.0, besser USB 3.0 sollte es sein. Bevorzugt wird auch der als neuer Standard gehandelte USB Typ C für einen High-End-Datentransfer.
Auch eine RGB-Beleuchtung als Designelement ist beim Gaming-Gehäuse beliebt. Ist das Netzteil angeschlossen, ist der Midi-Tower in verschiedenen, auch rhythmisch wechselnden Farben erleuchtet. Ein solches Showcase-Gehäuse unterstreicht das Image eines modernen PC-Gehäuses.
Wird weniger Hardware-Leistung benötigt, kann Mini-Tower die bessere Wahl sein. Er ist im Vergleich zum Midi-Tower ein Platzsparwunder und kann damit vor allem in engen Räumen oder mit vielen Schreibtischen ausgelasteten Büros punkten.
Die Maße der Gehäuse sind meist so gehalten, dass Platinen bis zum Standard Mini-ITX Raum finden. Daher ist auch das Synonym „Mini-ITX-Gehäuse” nicht selten. Vor dem Kauf muss Nutzer*innen bewusst sein, dass weniger PCI-Steckplätze zur Verfügung stehen.
Insgesamt sind die Möglichkeiten beschränkt, da das Mainboard klein sein muss und nur wenige Anschlüsse vorhanden sind. Mit dem Netzteil und wenigen Slots für USB 2.0 oder USB 3.0 ist der Raum ausgeschöpft.
Der Nachteil, dass nur Mini-ITX-Hardware genutzt werden kann, steht dem Vorteil der Flexibilität gegenüber. Die Gehäuse sind nicht nur platzsparend an ihrem Einsatzort, sondern sehr leicht und transportabel.
Oft werden Mini-Tower inzwischen nicht mehr in der Bauform eines Turms gefertigt, sondern in Würfelform. Fractal Design oder auch Inter-Tech bieten diese Cube-Gehäuse.
Der Big-Tower, auch Full-Tower genannt, hat seinen Auftritt, wenn bei der Leistung kein Standard mehr genügt. Wer zum Beispiel als Grafikdesigner*in oder IT-Fachkraft arbeitet, wird mit Mini-ITX-Modellen oder auch dem klassischen Midi-Tower nicht auskommen.
Im Big-Tower wartet umfassend Platz, sodass zum Beispiel mehrere Grafikkarten verbaut werden können oder auch eine spezielle Wasserkühlung untergebracht werden kann. Das große Tower-Gehäuse bietet automatisch mehr Raum zwischen Komponenten, sodass die Zirkulation der Luft besser wird.
Big-Tower sind jedoch nicht nur große PC-Gehäuse, sie bringen auch ein höheres Eigengewicht mit. Ein stabiler Untergrund, im Idealfall der Fußboden, muss daher gegeben sein. Auf einem Schreibtisch sollte das PC-Gehäuse nicht stehen.
Das Platzangebot für Hardware und die insgesamt sehr robuste Bauweise gehen daher mit weniger Flexibilität einher. Einmal im Büro aufgestellt, sollte dies auch die Dauerplatzierung für das Gehäuse werden.
Damit die Wahl auf ein PC-Gehäuse fallen kann, muss vorab feststehen, welche Computer-Hardware im Inneren verbaut werden soll. Um die Einschätzung zu erleichtern, gibt es Formfaktoren. Über diese wird angegeben, welche Größe Gehäuse, Netzteil und Co. haben.
Hintergrundwissen zum ATX-Format
Das Kürzel ATX steht für Advanced Technology Extended und ist einer der möglichen Formfaktoren. Das ATX-Format macht also klare Ansagen, wie groß das Gehäuse oder beispielsweise auch ein PC-Netzteil oder eine Platine ausfallen.
Das weit verbreitete Format M-ATX, auch Mini-ATX, misst beispielsweise 11,2″ × 8,2″. Noch kleiner ist Micro-ATX mit 9,6″ × 9,6″. Auf der anderen Seite des Spektrums bildet XL-ATX das Gegenstück. Das Format dieses ATX-Gehäuses misst 13,5″ × 10,3″.
Hintergrundwissen zu SSI EEB
Einen weiteren Formfaktor, den man kennen sollte, trägt die Bezeichnung SSI EEB. Die ersten drei Buchstaben stehen für Server System Infrastructure und die hinteren drei für Compact Electronics Bay.
Der Standard ist zwar mit den Größen des ATX-Formats vergleichbar, doch er bezieht sich vor allem auf Server-Elemente und besitzt teilweise andere Vorgaben für die Verschraubung. Die exakt gleiche ATX-Größe kann demnach nicht zwangsläufig montiert werden, wenn die Schrauben an abweichenden Stellen sitzen.
Hintergrundwissen zu Mini-ITX
Mini-ITX beschreibt einen ganz speziellen Formfaktor einer Hauptplatine. Dieser Mainboard-Formfaktor misst stets 170 x 170 Millimeter.
Damit fällt die Hardware bedeutend kleiner als beim ATX-Standard aus und spielt für Mini-Tower und Cube-Gehäuse die tragende Rolle. Dieser Mainboard-Formfaktor ist aufgrund der Anordnung der Schrauben aber kompatibel zu ATX.
Hintergrundwissen zu DTX
Ein ebenfalls bekannter Standard ist DTX. Das Format für Hauptplatinen ist seit 2007 auf dem Markt und kleiner als ATX. Aufwärtskompatibilität ist jedoch gegeben.
Für PC-Gehäuse wichtig ist Mini-DTX als Format, das sich als Größe zwischen Mini-ATX und Mini-ITX bewegt. Im Vergleich zu diesen bietet es zusätzliche Slots und damit mehr Handlungsspielraum.
Muss ein PC-Gehäuse gereinigt werden?
Definitiv sollte regelmäßig Staub entfernt werden. Dafür unbedingt das Netzteil ziehen und entweder mit einer schmalen Düse vom Staubsauger oder mit einem Staubtuch arbeiten. Enge Stellen können mit einem Pinsel reinigt werden.
Wie findet man leise laufende PC-Gehäuse?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten, da erzeugte Geräusche von der Gesamtheit aller verbauten Komponenten abhängen. Prinzipiell kann man jedoch sagen, dass mit der Anzahl der Lüfter auch die Geräuschentwicklung steigt. Der Hersteller be quiet! wirbt mit den Modellen der Reihe „Pure Base“ dafür, besonders leise laufende PC-Gehäuse herzustellen.
Sind alle Modelle samt Netzteil?
Nein, ganz so einfach ist es nicht. Wer ein neues Gehäuse kauft, findet sowohl Modelle mit integriertem Netzteil als auch Modelle, die lediglich den Netzteil-Anschluss bereithalten. Vor dem Kauf sollte auf diesen Umstand unbedingt geachtet werden.