Ratgeber
„Modellfliegen ist wohl eines der schönsten Hobbies auf dieser Welt!“ Das bekommt man zur Antwort, wenn man die Mitglieder eines Modellflugvereins nach ihrer Intension fragt. Um diese Antwort aber auch wirklich nachvollziehen zu können, muss man einfach selber einmal eine Fernsteuersender zur Hand nehmen und ein Modellflugzeug abheben lassen.
Wenn das Flugmodell dann nach einem schönen Rundflug auch noch butterweich landet, weiß man warum das Hobby Modellfliegen so begeistert. Und das Beste: Es sind nicht nur die großen, schnellen und sündhaft teuren Modelle, welche den Piloten große Freude bereiten. Nein, selbst in der Einsteigerklasse ist bereits für kleines Geld großer Flugspaß garantiert.
Vorausgesetzt, man beachtet einige Tipps und Infos die wir für Sie zusammengestellt haben:
Im Prinzip funktioniert ein klassisches Modellflugzeug ebenso einfach wie das große Vorbild. Ein Motor mit Propeller sorgt für die notwendige Vorwärtsbewegung, damit die Tragflächen von der Luft angeströmt werden. Die Luftteilchen, die über die Tragfläche strömen, haben aufgrund der Tragflächenwölbung einen etwas weiteren Weg und werden deshalb „auseinandergezogen“. Der dadurch entstehende Unterdruck an der Oberseite des Flügels saugt die Tragflächen im wahrsten Sinne des Wortes nach oben. Zusätzlich wird durch den höheren Druck an der Unterseite die Tragfläche der Flügel nach oben gehoben.
Stabilisiert wird der Flügel bzw. das komplette Flugzeug durch das Seitenleitwerk (1) und das Höhenleitwerk (2), welche sich am Heck befinden. Die Ruderflächen an den Leitwerken dienen zusammen mit den Querrudern in den Tragflächen (3) zur Richtungssteuerung des Modells (siehe auch Abschnitt: Welche Funktionen haben die Steuerknüppel am Sender).
Bei genauer Betrachtung von Bild 2 fällt auf, dass die Vorderkante der Tragfläche etwas höher angeordnet ist als die Hinterkante. Und das, obwohl das Modell waagerecht ausgerichtet ist. Die waagerechte Ausrichtung erkennt man daran, dass sich die Vorderkante des Höhenleitwerkes (2) auf gleicher Höhe wie die Hinterkante befindet. Dieser positive Anstellwinkel der Tragfläche wird EWD (Einstell-Winkel-Differenz) genannt und trägt ebenfalls zur Auftriebserhöhung bei.
Dadurch ist das in Bild 2 gezeigte Modell in der Lage, sehr langsam zu fliegen. Eine Eigenschaft, die besonders Modellflug-Einsteigern sehr entgegenkommt.
Eine andere Möglichkeit der Steuerung von Einsteiger-Modellflugzeugen ist die Motorsteuerung. Dazu verfügt das Modell über zwei Motoren, wobei jeweils einer auf der rechten Seite des Flügels und einer auf der linken Seite des Flügels montiert ist. Jeder dieser Motoren treibt einen eigenen Propeller an. Damit das Modell gerade fliegt, läuft ein Propeller im Uhrzeigersinn und ein Propeller entgegen dem Uhrzeigersinn.
Wenn beide Motoren mit voller Leistung laufen, steigt das Modell aufgrund seiner Konstruktion im flachen Winkel nach oben weg. Wird die Motorleistung reduziert, fliegt das Modell in gleichbleibender Höhe geradeaus. Wenn am Sender nach links gesteuert wird, läuft der linke Motor langsamer und der rechte Motor schiebt das Modell nach links in die Kurve. Bei Rechtskurven läuft der rechte Motor langsamer.
Diese Art der Steuerung ist zwar nicht so exakt wie die Steuerung über Ruderflächen, aber dafür gibt es bei der Motorsteuerung keine aufwendigen und störanfälligen Ruderanlenkungen. Die Modelle sind deshalb preiswert und bei einer harten Landung robust. Somit sind sie ideal für Kinder geeignet, die ihre ersten Flugversuche starten möchten.
Bei professionellen Fernsteueranlagen kann individuell festgelegt werden, welcher Steuerknüppel welches Ruder bewegt. Die vier möglichen Konstellationen werden mit Mode 1 bis Mode 4 bezeichnet. Bild 4 zeigt die unterschiedlichen Knüppelbewegungen:
Motorfunktion (M)
Querruderfunktion (Q)
Höhenruderfunktion (H)
Seitenruderfunktion (S)
Für die Steuerung von Flugmodellen besitzen die Sender in der Regel zwei Steuerknüppel. Die Steuerknüppel werden durch Federkraft in der Mittelstellung gehalten. Lediglich bei der Motorfunktion bleibt der Steuerknüppel immer in der Stellung stehen, in die er zuletzt geschoben wurde.
In der Praxis hat sich bei ferngesteuerten Einsteiger-Flugmodellen der Mode 2 als gängige Steuerknüppelbelegung durchgesetzt. Die Steuerknüppel sind dann wie in den nachfolgenden Bildern belegt:
Wenn sich alle Steuerknüppel in der Mittelstellung befinden, stehen auch die Ruder alle in der Mittelstellung und der Motor läuft mit halber Leistung. Das ist die Knüppelstellung für den geraden Flug auf gleichbleibender Höhe (siehe Bild 5).
Bild 5: Wird kein Steuerknüppel ausgelenkt, müssen sich alle Ruder in der Mittelstellung befinden. Das Modell sollte in dieser Situation gerade fliegen.
Höhenruder-Steuerung
Mit dem rechten Steuerknüppel wird das Höhenruder gesteuert. Wird der Steuerknüppel nach hinten/unten gezogen, schlägt das Höhenruder nach oben aus (siehe Bild 6). Dadurch wird das Heck des Flugzeugs nach unten gedrückt. Das Flugzeug dreht sich um die Querachse und steigt nach oben.
Bild 6: Wird der rechte Steuerknüppel nach unten gezogen, schlägt das Höhenruder nach oben aus.
Wird der rechte Steuerknüppel nach vorne/oben gedrückt, schlägt das Höhenrunder nach unten aus (siehe Bild 7). Das Heck des Flugzeugs wird angehoben und die Rumpfspitze senkt sich nach unten. Diese Steuerfunktion wird nur benötigt um das Modell in die Normalfluglage zu bringen, falls es durch eine Windböe oder durch einen Steuerfehler mit der Rumpfspitze zu steil nach oben zeigt.
Bild 7: Wird der rechte Steuerknüppel nach vorne gedrückt , schlägt das Höhenruder nach unten aus.
Querruder-Steuerung
Die seitliche Bewegung des rechten Steuerknüppels bewegt die Querruder. Wird der Steuerknüppel nach rechts bewegt, schlägt das rechte Querruder nach oben aus (siehe Bild 8). Das linke Querruder führt eine Bewegung nach unten aus. Das Flugzeug dreht sich um die Längsachse nach rechts.
Bild 8: Wird der rechte Steuerknüppel nach rechts bewegt, schlägt das rechte Querruder nach oben und das linke Querruder nach unten aus.
Wird der rechte Steuerknüppel nach links bewegt, schlägt das rechte Querruder nach unten und das linke Querruder oben aus (siehe Bild 9). Das Flugzeug dreht sich um die Längsachse nach links.
Bild 9: Wird der rechte Steuerknüppel nach links bewegt, schlägt das rechte Querruder nach unten und das linke Querruder nach oben aus.
Seitenruder-Steuerung
Mit dem linken Steuerknüppel wird das Seitenruder gesteuert. Wird der Steuerknüppel nach rechts bewegt, schlägt das Seitenruder nach rechts aus (siehe Bild 10). Dadurch wird das Heck des Flugzeugs in Flugrichtung gesehen nach links gedrückt. Das Flugzeug dreht sich um die Hochachse und fliegt eine Kurve nach rechts.
Bild 10: Wird der linke Steuerknüppel nach rechts bewegt, schlägt das Seitenruder nach rechts aus.
Wird der linke Steuerknüppel nach links bewegt, schlägt das Seitenruder nach links aus (siehe Bild 11). Dadurch wird das Heck des Flugzeugs in Flugrichtung gesehen nach rechts gedrückt und das Flugzeug fliegt eine Kurve nach links.
Bild 11: Wird der linke Steuerknüppel nach links bewegt, schlägt das Seitenruder nach links aus.
Motor-Steuerung
Die Motorfunktion wird ebenfalls mit dem linken Steuerknüppel beeinflusst. Befindet sich der Steuerknüppel in der untersten Stellung, ist der Elektromotor im Modell abgeschaltet. Wird der Steuerknüppel nach oben geschoben, läuft der Motor an und erhöht je nach Knüppelstellung die Drehzahl. Befindet sich der Steuerknüppel in der oberen Stellung, läuft der Motor mit maximaler Leistung (siehe Bild 12).
Bild 12: Mit dem linken Steuerknüppel wird die Motorfunktion bedient.
Um ein Modellflugzeug richtig steuern zu können, muss man wissen, wie sich ein Flugzeug in der Luft verhält und wie die aerodynamischen Zusammenhänge sind. Das klingt im ersten Moment sehr kompliziert, ist aber recht einfach, wenn man weiß was zu beachten ist.
Der Start
Beim Start muss das Modell grundsätzlich immer gegen den Wind ausgerichtet sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Modell vom Boden startet oder aus der Hand geworfen wird. Das hat den Vorteil, dass bei Gegenwind die Startgeschwindigkeit über Grund geringer ist. Wenn ein Modell eine Geschwindigkeit von z.B. 30 km/h benötigt, um abheben zu können und der Gegenwind bereits 10 km/h beträgt, muss das Flugzeug nur noch 20 km/h über Grund erreichen, um tatsächlich abheben zu können. Die Startstrecke wird dadurch kürzer.
Auch wenn das Modell bodenstartfähig ist, empfiehlt es sich für den ersten Flug von einem Helfer einen Handstart durchführen zu lassen. Dazu wird das Modell bei voller Motorleistung mit einem kräftigen Schubs gegen den Wind frei gegeben. Die Rumpfspitze des Modells sollte dabei leicht nach oben gerichtet sein, damit es entsprechend der Linie A in Bild 13 steigen kann. Es darf nicht zu steil nach oben abgeworfen werden (Linie B), aber auch nicht nach unten (Linie C).
Das Modell hat bei einem korrekt ausgeführten Handstart gleich die erforderliche Fluggeschwindigkeit und auch genügend Luft unter den Flügeln, falls Richtungskorrekturen erforderlich sind.
Der Pilot am Sender sollte dabei hinter dem Starthelfer stehen und in die Startrichtung blicken. Das Modell wird dann aus seiner Sicht genau in die Richtung (rechts/links) fliegen, in die er am Sender steuert. Fliegt das Modell auf den Piloten zu, ist die Bewegungsrichtung des Modells aus der Sicht des Piloten umgekehrt zur Steuerrichtung.
Wichtig!
Beim Start ist auf eine ausreichende Fluggeschwindigkeit zu achten. Wenn das Modell mit zu wenig Schwung oder zu steil nach oben geworfen wird, verringert sich die Fluggeschwindigkeit und es besteht die Gefahr eines Strömungsabrisses. Das bedeutet, die Tragflächen werden nicht mehr von der Luft umströmt und verlieren dadurch ihre tragende Wirkung. Passiert das einseitig, kippt das Modellflugzeug seitlich über die Fläche nach unten ab. Normalerweise sind Einsteiger-Flugmodelle aber so ausgelegt, dass sie bei einem Strömungsabriss nur die Nase nach unten nehmen und im anschließenden Sinkflug die Geschwindigkeit erhöhen. Sobald die Strömung wieder an den Flächen anliegt, fängt sich das Modell selbsttätig in einem sanften Bogen ab und ist wieder voll steuerbar.
Der Kurvenflug
Modell mit Querruder (3 Achsen gesteuertes Modell):
Damit ein Modellflugzeug eine Kurve fliegen kann, muss es wie das große Vorbild um die Längsachse in eine Schräglage gedreht werden. Für eine Linkskurve z.B. muss der rechte Flügel nach oben und der linke Flügel nach unten bewegt werden. Dies geschieht am einfachsten mit den Querrudern in den Tragflächen. Die Querruder arbeiten aus diesem Grund auch gegensinnig (siehe Bild 7 und 8). Das bedeutet, wenn das Querruder im rechten Flügel nach unten ausgelenkt wird, bewegt sich das Querruder im linken Flügel nach oben. Das Modell rollt dann im Flug um die Längsachse nach links (siehe Bild 14A).
Ist die gewünschte Schräglage erreicht, müssen die Querruder wieder in die Mittelstellung gesteuert werden (siehe Bild 14B). Wie groß die Schräglage sein muss liegt an der Kurve, die geflogen werden soll: Je enger die Kurve sein soll, desto mehr Schräglage wird benötigt.
Mit zunehmender Schräglage nimmt die an den Tragflächen wirkende Auftriebskraft ab. Aus diesem Grund wird das Modell die Rumpfspitze nach unten nehmen. Dies muss verhindert werden, indem das Höhenruder gefühlvoll nach oben gesteuert wird. Und zwar so lange, bis die Kurve zu Ende geflogen wurde (siehe Bild 14B).
Wichtiger Hinweis: Der in Bild 14 gezeigte Höhenruderausschlag ist nur zu Anschauungszwecken größer als erforderlich dargestellt.
Fliegt das Modell nach der Kurve in die gewünschte Richtung, wird es mit einem kurzen Querruderausschlag aus der Schräg- in die Normalfluglage gesteuert.
Modell ohne Querruder (2 Achsen gesteuertes Modell):
Wenn das Modell über keine Querruder verfügt, wird das Seitenruder (siehe rotes Ruder in Bild 15) zum Einleiten der Kurve genutzt. Wird das Seitenruder z.B. nach links ausgelenkt, schiebt das Modell die rechte Flügelspitze nach vorne und die linke Flügelspitze nach hinten (siehe Bild 15).
Da nun die linke Tragfläche zum geringen Teil im Windschatten des Rumpfes liegt, erzeugt sie weniger Auftrieb. Das Modell dreht sich in Folge um die Längsachse nach links (siehe roter Pfeil in Bild 15).
Nun kann mit dem Höhenruder die Kurve geflogen werden.
Wichtig:
Da Modelle ohne Querruder die Schräglage selbsttätig verringern, wenn das Seitenruder nicht mehr ausgelenkt wird, muss beim Kurvenflug neben dem Höhenruder auch immer mit dem Seitenruder gesteuert werden. Fliegt das Modell in die gewünschte Richtung muss das Seitenruder in die Mittelstellung geführt werden.
Der geniale Trick mit der V-Form
Einsteigermodelle ohne Querruder erhalten von ihren Konstrukteuren in der Regel eine Tragfläche mit verhältnismäßig großer V-Form. Das bedeutet, dass die Vorderkante der Tragflächen an den Flügelspitzen deutlich höher angeordnet ist als im Rumpfbereich. Dies hat den großen Vorteil, dass sich das Modell aufgrund der aerodynamischen Gegebenheiten selbsttätig um die Längsachse ausrichtet.
Wenn sich ein Modell entsprechend der Abbildung 16 in der Schräglage befindet, ist die wirksame Tragflächenlänge bei Tragflächenhälfte A kleiner als bei der Tragflächenhälfte B (siehe obere Abbildung in Bild 16). Demzufolge erzeugt die Tragflächenhälfte B einen deutlich höheren Auftrieb, als die Tragflächenhälfte A. Ohne jegliches Zutun des Piloten wird sich das Modell nun selbsttätig so ausrichten, dass beide Tragflächenhälften den gleichen Auftrieb erzeugen. Die wirksamen Längen beider Tragflächen sind nun gleich und das Modell ist perfekt für den geraden Flug ausgerichtet (siehe untere Abbildung in Bild 16). Je größer die V-Form, desto stärker ist der Stabilisierungseffekt ausgeprägt.
Hinweis:
Falls das Modell eine Kurve fliegt, ohne dass am Sender gesteuert wird, kann mit Hilfe der Trimmung am Sender das Flugverhalten so eingestellt werden, dass das Modell gerade fliegt. Wie die Trimmung zu erfolgen hat, kann den Unterlagen des Modells bzw. der Fernsteuerung entnommen werden.
Die Landung
Wie der Start, sollte auch die Landung immer gegen den Wind erfolgen. Um die Höhe zu verringern werden große Kreise mit reduzierter Motorleistung geflogen. Die letzte Kurve vor der Landung muss so gewählt werden, dass zur Landung ausreichend Platz vorhanden ist und die Flugrichtung nicht mehr groß korrigiert werden muss. Wenn das Modell mit der Rumpfspitze zum Landepunkt ausgerichtet ist, reduzieren Sie weiter die Motorleistung, damit das Modell kontrolliert sinkt.
Wichtig:
Achten Sie speziell in dieser kritischen Flugphase aber immer auf eine ausreichende Fluggeschwindigkeit und machen Sie das Modell nicht durch zu starkes Reduzieren der Motorleistung in Verbindung mit zu starkem Ziehen am Höhenruder zu langsam. Erst kurz vor dem Aufsetzen wird der Motor abgestellt und das Modell mit voll gezogenem Höhenruder gelandet.
Die Flugzeit eines Elektro-Einsteigerflugmodells ist von den unterschiedlichsten Faktoren abhängig. Dazu zählt im Wesentlichen die Motorleistung, mit der geflogen wird. Es macht einen großen Unterschied, ob der Motor nur mit Halbgas oder ständig nur mit Vollgas läuft. Aber auch die Qualität des Antriebsakkus, der Ladezustandund die nutzbare Kapazität spielen eine entscheidende Rolle. Erfahrungsgemäß legen die Hersteller die Flugmodelle so aus, dass Flugzeiten von 4 – 5 Minuten und darüber erreicht werden können. Das hört sich im ersten Moment nach einem kurzen Flugvergnügen an. Wenn man aber bedenkt, dass in dieser Zeit voll konzentriert geflogen und gesteuert wird, können 5 Minuten recht lange werden.
Wem diese Flugzeiten aber trotzdem zu kurz sind, sollte sich überlegen, ob ein einsteigergerechter Elektrosegler nicht die bessere Wahl wäre. Denn diese Modelle lassen sich auch ohne Motorleistung prima fliegen und können bei günstigen Bedingungen (Thermik oder Hangaufwind) Flugzeiten erreichen, welche die Motorlaufzeiten mehrfach überschreiten.
In der Praxis sieht das wie folgt aus: Das Modell steigt mit Motorkraft in die gewünschte Höhe. Der Pilot am Sender schaltet dann den Motor aus. Der stehende Propeller klappt durch den "Fahrtwind" nach hinten ab und stellt somit keinen großen Luftwiderstand mehr dar. Der Modellpilot kann nun die Ausgangshöhe in aller Ruhe absegeln. Auch wenn keine Thermik herrscht dauert das Absegeln um ein Vielfaches länger, als der Aufstieg mit Motorkraft. Wenn sich das Modell dann in Bodennähe befindet, kann der Motor zum nächsten Steigflug gestartet werden.
Nicht jedes preiswerte Modellflugzeug, das zudem noch schön und gefällig aussieht, ist auch für den Modellflug-Einsteiger oder für Kinder geeignet. Speziell für Kinder müssen ferngesteuerte Flugmodelle wichtige Anforderungen erfüllen:
Das Modell sollte RtF (Ready to Fly = flugfertig) sein und alle für den Betrieb erforderlichen Komponenten enthalten. Die Fernsteuerung muss sich leicht bedienen lassen und das Flugmodell muss so robust wie möglich sein. Zudem muss ein kindgerechtes Modellflugzeug langsam fliegen können und auch den einen oder anderen Steuerfehler oder Absturz verzeihen. Das Aufladen des Flugakkus sollte idealerweise über den Sender erfolgen, damit das Modell auch unterwegs schnell und unkompliziert geladen werden kann.
Speziell in diesem Bereich haben sich preiswerte Flugmodelle aus EPP (Expanded Poly-Propylen) bestens bewährt. Der schlagzähe Formschaumstoff ist extrem robust und kann im Schadensfall problemlos geklebt werden. Da die Steuerung über unterschiedliche Motordrehzahlen erfolgt, können diese Modelle auch auf aufwendige und anfällige Ruderanlenkungen verzichten.
Wenn das neue Modell ein „richtiges Modellflugzeug“ sein soll, dann kommt nur ein Hochdecker in Frage. Da bei diesem Flugzeugtyp der Rumpf unter den Flügeln montiert ist, fliegen diese Modelle sehr eigenstabil und gutmütig. Dieses Flugverhalten wird zudem noch durch die V-Form der Tragflächen unterstützt.
Da größere Modelle besser fliegen, sollte das neue Modell nicht zu klein gewählt werden. Für einen vernünftigen Einsatz im Außenbereich sollte die Spannweite mindestens 500 mm betragen. Kleinere und leichtere Modelle sind viel zu windempfindlich und daher eher für den Einsatz in Sporthallen geeignet.
Die Bedienung der Fernsteuerung setzt gewisse motorische Fähigkeiten sowie ein Mindestmaß an Feingefühl voraus. Zudem muss die Steuerung in Abhängigkeit zur Fluglage des Modells erfolgen. Diese Koordination von Auge und Hand muss Schritt für Schritt erlernt werden. Erfahrungsgemäß schaffen es Kinder im Alter von 8 Jahren schon recht gut, ein Modell unter Anleitung sicher zu steuern.
Unser Praxistipp
Viele Modellflugvereine bieten für Kinder die Möglichkeit, ein Modell im Lehrer-/Schüler-Betrieb zu fliegen. Nachdem der Lehrer das Modellflugzeug gestartet hat, schaltet er die Steuerfunktionen des Schülersenders ein. Der Flugschüler kann nun absolut stressfrei die ersten Runden drehen, da in Extremsituationen der Lehrer jederzeit helfend eingreifen kann.
Wenn das nicht möglich ist, helfen Modellflug-Simulatoren auf ideale Weise weiter. Denn die virtuellen Modelle reagieren auf die Steuerbefehle ebenso, wie es die realen Modellflugzeuge tun. Das heißt im Klartext: Wer sein Modell am Monitor perfekt starten, fliegen und landen kann, wird auch auf dem Flugplatz oder auf der Flugwiese sehr schnell mit seinem realen Modell zurechtkommen.
Der beste Ort zum Betrieb von Modellflugzeugen ist und bleibt der Modellflugplatz. Wenn man sich an die rechtlichen Bestimmungen hält, geht aber auch die grüne Wiese. Vorausgesetzt der Eigentümer wurde im Vorfeld um Erlaubnis gefragt und die Wiese befindet sich nicht in einer Flugverbotszone wie z.B. dem An- und Abflugbereich von Flughäfen. Weitere Bereiche, die nicht überflogen werden dürfen bzw. zu denen ein Mindestabstand von 100 m eingehalten werden muss sind:
- Hauptverkehrswege wie Autobahnen und vielbefahrene Verkehrswege
- Einsatzorte von Rettungskräften oder der Polizei
- Naturschutzgebiete
- Menschenansammlungen
- Industrieanlagen
- Militärische Sicherheitsbereiche
- Einrichtungen von Bundes- oder Landesbehörden
- Krankenhäuser
- Über Wohngrundstücken (ohne ausdrückliche Genehmigung des Eigentümers)
Noch bevor das Modellflugzeug zum ersten Flug abhebt, muss im Vorfeld der Versicherungsschutz geprüft werden. Auch wenn es sich um ein “simples Einsteigermodell“ handelt, kann durch die Verkettung von unglücklichen Umständen ein Fremdschaden in beachtlicher Höhe entstehen. Und nicht jede Haftpflichtversicherung deckt den Betrieb von elektrisch angetriebenen Modellflugzeugen ab.
Gewicht und Flughöhe sind zu beachten
Solange das Flugmodell leichter als 250 g ist und nicht höher als 100 m fliegt, gibt es außer der Versicherungspflichtund den Flugverbotszonen keine weiteren Einschränkungen.
Ist das Flugmodell jedoch schwerer als 250 g und fliegt nicht höher als 100 m muss es eine dauerhafte und feuerfeste Kennzeichnung mit der Anschrift des Eigentümers tragen.
Wenn das Flugmodell höher als 100 m fliegt oder schwerer als 2 kg ist, muss der Anwender über einen Kenntnisnachweis verfügen und das Modell muss gekennzeichnet sein. Der Kenntnisnachweis ist nicht erforderlich, wenn das Modell auf einen zugelassenen Modellflugplatz eingesetzt wird und ein Flugleiter den Flugbetrieb überwacht.
Ist das Flugmodell schwerer als 5 kg und soll außerhalb eines zugelassenen Modellflugplatzes mit Flugleiter eingesetzt werden, benötigt der Anwender zudem noch eine Aufstiegserlaubnis, die er bei der jeweiligen Landes-Luftfahrtbehörde beantragen kann.
Ist das Flugmodell schwerer als 25 kg, benötigt das Modell eine Zulassung und es darf nur auf Fluggeländen geflogen werden, die auch für Modelle über 25 kg freigegeben sind.
Modellflug ist ein faszinierendes Hobby, das aber auch ein nicht unerhebliches Potential für Fehler bietet. Der wohl größte Fehler, den man als Modellflug-Einsteiger machen kann, ist ein Modellflugzeug ohne Kenntnis der Materie einfach auszuprobieren. Auch wenn solche Aktionen mit größter Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt sind, werden sie leider immer wieder gemacht. Besser wäre es vom Fachwissen eines Modellflugvereins zu profitieren, damit der Erstflug des Modells perfekt gelingt.
Weitere Fehler, die beim Modellfliegen immer wieder gemacht werden:
Keine sachgemäße Überprüfung des Modells vor dem Erstflug
Bevor ein Modell das erste Mal abhebt, müssen der ordnungsgemäße Zusammenbau, der Schwerpunkt und die Steuer-Funktionen geprüft werden. Da gerade unbedarfte Einsteiger sich dabei sehr schwer tun, ist es empfehlenswert diesen Erstflug-Check von einem erfahrenen Modellflieger durchzuführen zu lassen. So lassen sich Montagefehler noch im Vorfeld beseitigen, die sonst zum Absturz führen würden.
Keine Prüfung der korrekten Modellfunktionen vor dem Start
Leider passiert es auch erfahrenen Modellfliegern, dass sie plötzlich in der Luft feststellen, dass z.B. die Querruder in die verkehrte Richtung laufen. Die Steuerfunktionen sollten auf jeden Fall noch vor dem Start genau geprüft werden.
Start oder Landung nicht gegen den Wind
In diesem Fall kann es sein, dass die Fluggeschwindigkeit beim Handstart zu gering ist bzw. der Speed am Ende der Startbahn zum Abheben nicht reicht. Unerfahrene Modellpiloten versuchen dann in Panik das Modell mit einem großen Höhenruderausschlag in die Luft zu bringen, wo es dann wegen der zu geringen Geschwindigkeit sofort zum Strömungsabriss kommt. Ein Absturz ist dann die unvermeidliche Folge. Beim Landen kann das Modell schnell über die Flugplatzgrenze hinaus schießen.
Das Modell übersteuern
Im Normalflug sind oftmals nur kurzzeitige und geringe Steuerknüppel-Bewegungen erforderlich, um mit einem Modell vorbildgetreue Kurven und Kreise zu fliegen. Einsteiger neigen oftmals dazu die Steuerknüppel zu lange oder auch bis zum Anschlag auszulenken und dadurch das Modell zu übersteuern. Sehr schnell wird dann aus einer flachen Kurve eine Steilspirale in Richtung Boden.
Das Modell zu überziehen
Wenn bei geringer Motorleistung zu stark am Höhenruder gezogen wird, reißt die Strömung an den Tragflächen ab und das Modell kippt nach unten. Das kann leicht bei der Landung passieren.
Mit dem Modell zu weit weg fliegen
Besonders bei kleinen Modellen ist die Fluglage nicht eindeutig zu erkennen, wenn die Distanz zwischen Modell und Pilot zu groß ist. Steuerfehler sind dann die Folge. Hier ist es besser das Modell nicht zu weit weg fliegen zu lassen.
Einschaltreihenfolge nicht beachten
Bei Elektromodellen ist es im Regelfall erforderlich immer zuerst den Sender einzuschalten und den Motor-Steuerknüppel in die Stellung „Motor Aus“ zu stellen. Erst danach darf das Modell in Betrieb genommen werden. Beim Ausschalten wird zunächst das Modell ausgeschaltet und danach der Sender. So kann man vermeiden, dass der Antriebsmotor des Modells plötzlich unkontrolliert anläuft, weil der Sender aus ist.
Ein Modellflugzeug zu steuern ist ein faszinierendes Hobby, das von Klein an bis ins hohe Alter Spaß macht. Um erfolgreich in dieses Hobby einsteigen zu können, muss man sich mit der Materie befassen und die oben aufgeführten Tipps und Infos unbedingt beherzigen.
Wenn möglich sollte man einen Modellflugverein besuchen und sich von den Vereinsmitgliedern bei den ersten Schritten zum Modellflieger kompetent unterstützen lassen. Denn Modellfliegen ist in der Gemeinschaft Gleichgesinnter sowieso viel schöner.