Ratgeber
Lehren sind Prüfwerkzeuge, mit deren Hilfe festgestellt werden kann, ob ein Werkstück eine vorgegebene Form oder ein vorgegebenes Maß einhält. Sie kommen zum Einsatz, wenn es um die Qualitätssicherung in den Bereichen Fertigung, Produktion und Montage geht.
Was für Arten von Lehren es gibt und worauf bei der Auswahl zu achten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Lehren sind Werkzeuge, mit deren Hilfe Werkstücke auf ihre richtigen Abmessungen oder ihre Form überprüft werden können. Die Instrumente sind üblicherweise fest in einem bestimmten Winkel oder in einem bestimmten Maß (Durchmesser, Länge etc.) eingestellt und werden dann an den zu prüfenden Gegenstand angelegt. Auf diese Weise lässt sich schnell ermitteln, ob die vorgegebenen Grenzmaße oder definierten Toleranzen eingehalten werden. Da Lehren im eigentlichen Sinne nicht messen, sondern einen Soll-Wert mit einem Ist-Wert vergleichen, handelt es sich um Prüfwerkzeuge. Nichtsdestoweniger kann bei Lehren nicht immer scharf zwischen Prüfen und Messen unterschieden werden. Das liegt darin begründet, dass Lehren häufig mit Messwerkzeugen kombiniert werden. In solchen Fällen spricht man auch von Messlehren.
Anwendung finden Lehren immer dann, wenn festgestellt werden soll, ob ein Werkstück gemäß geltenden Vorgaben hergestellt worden ist. Sie fungieren als Bezugsnormal für Maße und Formen und sind für diese Aufgabe besser geeignet als Messgeräte, da sie unkomplizierter zu handhaben sind und es prinzipiell nicht zu Messfehlern kommen kann. In Handwerk und Industrie finden Lehren sehr häufig Anwendung. Sie helfen dabei, eine gute Qualität von Werkstücken, Werkzeugen, Vormontageergebnissen und dergleichen sicherzustellen.
Lehren können zur Überprüfung verschiedener Maß- und Formeigenschaften eingesetzt werden. Gebräuchlich sind Formlehren, Maßlehren und Grenzlehren. Formlehren werden verwendet, um festzustellen, ob ein Werkstück die korrekte Form oder Geometrie aufweist, indem sie beispielsweise Winkel, Radien oder auch Gewinde bestimmen. So können mithilfe von Gewindelehren Parameter wie die Gewindegröße, das Gewindeprofil, die Gewindetiefe oder Steigung und Abstand zwischen den Gewindegängen geprüft werden, um sicherzustellen, ob ein Gewinde richtig geschnitten wurde und den erforderlichen Spezifikationen entspricht.
Maßlehren dienen zur Überprüfung von Längen, Tiefen, Breiten, Durchmessern und Dicken. Mit ihrer Hilfe lässt sich kontrollieren, ob ein Werkstück die erforderliche Größe bzw. die korrekten Abmessungen aufweist. Das ist beispielsweise wichtig beim Zuschnitt von Materialien oder bei der Montage von Bauteilen, die exakt zueinander passen müssen. Maßlehren sind häufig als Lehrensätze realisiert, also in unterschiedlichen Größen gebündelt. Ein Beispiel sind Fühlerlehren, mit deren Hilfe Spaltmaße bzw. schmale Zwischenräumen ermittelt werden können. Hierbei handelt es sich um mehrere Lehrenblätter unterschiedlicher Dicke, die zu einem Fächer zusammengefasst sind und sich einzeln ausschwenken lassen. Zur Prüfung des Spaltmaßes wird die stärkste mögliche Fühlerlehre in den Spalt eingeführt. Das ist diejenige, die gerade noch in den Spalt hineinpasst und, wie es im Fachjargon heißt, „saugend“ hineingleitet. Das nächst größere Blatt sollte nicht oder nur mit Kraftaufwand hineinpassen und das nächst kleinere Blatt noch etwas Spiel haben. Ist das richtige Lehrenblatt gefunden, muss die Breite nur noch anhand des Aufdrucks abgelesen werden. Da hier mit Messwerten gearbeitet wird, kann bei Fühlerlehren nicht trennscharf zwischen Prüfen und Messen unterschieden werden.
Grenzlehren kommen zum Einsatz, um zu prüfen, ob ein Werkstück die vorgegebenen Toleranzen einhält, indem sie die zulässigen Höchst- und Mindestmaße abgleichen. Üblicherweise bestehen Grenzlehren aus zwei Seiten: einer Gutseite und einer Ausschussseite. So lässt sich schnell erkennen, ob ein Werkstück den Vorgaben entspricht oder nicht. Das ist vor allem im Kontext von Massenproduktionen von Vorteil, wenn es um die rasche Einteilung von Gut und Ausschuss geht.
Beim Kauf von Lehren sind mehrere Aspekte zu beachten. Zunächst einmal ist wichtig zu wissen, welche Maße oder Formen überprüft werden sollen. Geht es um die Kontrolle von Abmessungen wie Längen, Breiten oder Stärken, sind Maßlehren geeignete Instrumente, wohingegen Formlehren die richtige Wahl zur Prüfung von Geometrien und Konturen sind. Grenzlehren ermöglichen eine schnelle Beurteilung der Maßhaltigkeit von Werkstücken. Sie erleichtern die Einteilung in Gut und Ausschuss und werden vor allem in den Bereichen Maschinenbau und Fertigung genutzt, um Bauteile auf ihre Qualität, Präzision und Passgenauigkeit zu prüfen. Je nach Prüfgegenstand kann es auch sein, dass eine spezifische Art von Lehre verwendet werden muss. Ist beispielsweise zu ermitteln, ob eine Bohrung exakt auf einem Werkstück positioniert ist, empfiehlt sich dafür eine Bohrlehre, im Kfz-Bereich gegebenenfalls eine Düsenlehre. Es gibt eine Vielzahl von Bauformen, die jeweils besonderen Prüfaufgaben vorbehalten sind.
Eine Lehre muss in erster Linie zuverlässige Prüfergebnisse liefern, daher spielt Genauigkeit eine wesentliche Rolle. In dem Zusammenhang ist auf eine Kalibrierung nach erforderlichen Standards zu achten. Ebenso wichtig ist, die Kalibrierung regelmäßig zu wiederholen, um die Präzision des Prüfwerkzeugs dauerhaft aufrechtzuerhalten. Auch die Verarbeitungsqualität ist zu berücksichtigen. Befinden sich Skalen, Aufdrucke oder Markierungen auf einer Lehre, müssen diese gut erkennbar sein, um Ablesefehler nach Möglichkeit auszuschließen. Das zugrundeliegende Material ist ebenfalls in den Blick zu nehmen. Klassische Lehren sind als Stahlwerkzeuge ausgeführt, es gibt aber auch Varianten aus Aluminium oder Kunststoff. Entscheidend ist, dass das Material die individuellen Anforderungen an die Haltbarkeit und Korrosionsbeständigkeit erfüllt. Dementsprechend muss es für die Gebrauchsfrequenz und die Umgebungsbedingungen geeignet sein.
Des Weiteren ist bei der Auswahl zu überlegen, ob eventuelle Zusatzfunktionen hilfreich sein könnten. So sind manche Lehren zusätzlich mit einem Messschieber, Tiefenmessstange, einem Nonius oder einer Feinverstellung ausgestattet. Für manche Anwendungen können solcherlei Features sehr nützlich sein.
Fühlerlehren sind nur in Sätzen erhältlich, so dass Blätter, die verschlissen oder defekt sind, nicht einfach so ausgetauscht werden können. Da die Blätter jedoch meist aus ungehärtetem Blech bestehen, sind sie relativ anfällig für Beschädigungen und Korrosion. Aus diesem Grund ist ein sorgfältiger Umgang geboten. Es empfiehlt sich, die Lehrenblätter nach Gebrauch leicht einzuölen, damit sie nicht aneinanderkleben und das Prüfergebnis gegebenenfalls verfälschen. Das Öl hilft auch dabei, der Bildung von Rost entgegenzuwirken. Empfehlenswert ist außerdem, die Fühlerlehren nach dem Gebrauch komplett einzuklappen, damit sie vor äußeren Einwirkungen besser geschützt sind.
Was versteht man unter „Ausblocken“?
Ausblocken ist ein alternativer Begriff für das Messen bzw. Prüfen eines Spalts mithilfe einer Fühlerlehre.
Was ist der Unterschied zwischen konischen und parallelen Fühlerlehren?
Konische und parallele Fühlerlehren unterscheiden sich in ihrer Form. Während konische Lehrenblätter zum Ende hin spitz zulaufen und demzufolge an den Seiten schmaler werden, verlaufen parallele Lehrenblätter einheitlich (gleicher Abstand zwischen den Seiten) und haben kein spitzes, sondern ein gerundetes Ende.