Ratgeber
Lichtwellenleiterkabel sind zu einem wichtigen Datenübertragungsmedium in der Netzwerktechnik geworden und bilden unter anderem das Rückgrat des Internets. Das liegt dran, dass Glasfaser eine höhere Bandbreite als Kupfer bietet und die Signalstärke nicht mit der Länge des Kabels abnimmt. Das optische Medium verwendet Licht zur Datenübertragung, das in einer wesentlich höheren Frequenz moduliert werden kann als die elektrischen Signale über das klassische Kupferkabel. Zudem sind Lichtwellenleiter weniger anfällig für Störungen durch Interferenzen, was sie zum bevorzugten Medium in Umgebungen mit hoher elektromagnetischer Aktivität macht. Neben ihrer häufigsten Anwendungsform zur Datenübertragung in Computernetzwerken werden Lichtwellenleiter-Kabel zur Anbindung von Geräten in der Mess- und Medizintechnik verwendet. In Hochsicherheitsumgebungen spielt es außerdem eine Rolle, dass Lichtwellenleiterkabel im Gegensatz zu Kupferleitungen nicht über Induktion zur Datenspionage abgehört werden können.
Glasfaserkabel werden bevorzugt in den folgenden Szenarien verwendet:
- Zum Aufbau von Verbindungen mit hoher Bandbreite, beispielsweise zum Video-Streaming, Data Mining oder zur raschen Synchronisation großer Datenmengen
- Bei der Überbrückung von großen Distanzen, um die dazu im Verhältnis stehenden Geschwindigkeitseinbußen gering zu halten.
- In Umgebungen mit einem hohen Sicherheitsbedarf, beispielsweise bei Banken
- In Umgebungen mit hoher elektromagnetischer Vorbelastung beziehungsweise Bedarf nach einer hohen elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV). Solche Umgebungen gibt es beispielsweise in der Medizintechnik und der Raumfahrt.
Eine Glasfaserverkabelung bringt jedoch auch Nachteile mit sich. So sind LWL-Kabel beispielsweise nicht sehr tolerant gegenüber mechanischer Belastung. Zugbelastungen oder kleine Biegeradien können zur Beschädigung des Kabels und zur Störung der Datenverbindung führen. Diese Empfindlichkeit hat zur Folge, dass man beim Verlegen von LWL-Kabeln äußerst behutsam vorgehen muss und die Installation deshalb in der Regel länger dauert.
Faustformel zum Biegeradius:
Oftmals werden in den technischen Daten zum LWL-Kabel keine Angaben zum kleinstmöglichen Biegeradius (Minimum Bend Radius) gemacht. In diesem Fall kann man sich mit dieser Faustformel behelfen:
Kleinstmöglicher Biegeradius = 10 x Außendurchmesser des LWL-Kabels
Demzufolge hat ein LWL-Kabel mit 5 mm Außendurchmesser einen minimalen Biegeradius von 5 cm.
Bei der Verlegung hinter einer Fußbodenleiste sollte man deshalb in den Ecken einen ausreichend tiefen Schlitz in die Mauer fräsen, damit der minimale Biegeradius nicht unterschritten wird. Mit einem Multifunktionswerkzeug ist das aber im Handumdrehen erledigt.
Der Ausbau von Glaserfasertechnik schreitet in Deutschland immer weiter voran. Heutzutage sind für den Endverbraucher eines Internetanschlusses schnelle Datenübertragungsraten von bis zu 100 Mbit/s in Up- und Downstream möglich.
Für Unternehmen wird die Glasfasertechnologie selbstverständlich ebenfalls immer interessanter. Moderne Verbindetechniken erlauben es, Glasfaser beispielsweise über bestehende Gas- oder Wasserleitungen zu verlegen. So entfallen aufwendige Tiefbauarbeiten, um das Gebäude umzurüsten. In diesem Zusammenhang spricht man von Fibre to The Basement (FTTB).
Von Fibre to The Home (FTTH) ist die Rede, wenn die Glasfaserverkabelung bis in die einzelnen Wohnungen reicht. Im Business-Sektor heißt das Fibre to the Desk (FTTD), beschreibt also die Verlegung bis zu den Netzwerkdosen an den Arbeitsplätzen. Danach wird das LWL-Signal in der Regel durch einen Daten-Licht-Konverter in ein elektrisches Signal umgewandelt, so dass die Endgeräte wiederum über ein gewöhnliches Kupfer-Patchkabel angebunden werden können.
Innerhalb des Gebäudes werden hierzu meist besonders dünne LWL-Kabel verlegt, die nur aus den eigentlichen POF-Fasern bestehen. Diese sind nicht nur leichter im Mauerwerk zu verlegen, sondern in der Regel etwas robuster.
Beim Kauf von LWL-Kabeln haben Sie die Wahl zwischen diversen Standards für Steckerverbindungen. Ein wichtiges Qualitätskriterium bei der Auswahl des geeigneten Steckers ist die Einfügedämpfung. Je geringer sie ist, desto besser ist die Verbindungsqualität. Weiterhin gibt es für jede Steckverbindung einen Durchschnittswert für die Anzahl der Steckzyklen (bestehend aus je einem Anschluss- und einem Abziehvorgang), den dieser übersteht.
- Der FC-Stecker hat heutzutage in der Anbindung von lokalen Netzwerken keine große Bedeutung mehr, erfreut sich allerdings aufgrund der sehr guten Verbindungsstabilität in der Mess- und Medizintechnik sowie bei der Faserkopplung von Lasern noch großer Beliebtheit. Ältere LWL-Installation für LAN und WAN können immer noch mit FC-Steckern realisiert sein.
- Der ST-Stecker (ST für straight tip) hat den älteren Standard der F-SMA Stecker abgelöst und wird mithilfe eines Bajonettverschlusses am Endgerät fixiert. Zusätzlich verfügt er über eine Verdrehsicherung, um das Kabel beim Steckvorgang zu schützen. Neben dem SC-Stecker ist auch der ST-Stecker ein gültiger Standard für Verlegekabel. Allerdings sollten Sie bei neuen Installationen in der universellen Gebäudeverkabelung lieber zum SC-Standard greifen. Bei älteren Installationen mit bestehenden ST-Steckern dürfen Sie gemäß Verkabelungsstandard weiterhin ST-Stecker verwenden.
- Der SC-Stecker ist der empfohlene Stecker-Standard für Verlegekabel, was ihn besonders relevant für die universelle Gebäudeverkabelung und damit beispielsweise für FTTH-Installationen macht.
- Der LC-Stecker wird wegen seiner kompakten Bauform vor allem an aktiven Geräten, beispielsweise an Switches, eingesetzt. Allerdings verfügt er nicht über einen Verdrehschutz, weshalb er weniger für den Anschluss an Endgeräte geeignet ist. Aus diesem Grund werden LWL-Kabel, die eine aktive Komponente wie einen Switch mit einem Endgerät verbinden sollen, häufig mit einem LC-Stecker an dem einen und einem ST-Stecker an dem anderen Ende kombiniert. Verlegekabel hingegen, die einen Switch in die Gebäudeverkabelung integrieren sollen, werden in der Regel mit einem SC-Stecker für die gebäudeseitige Verkabelung und einem LC-Stecker für die Verkabelung der aktiven Komponente am anderen Ende realisiert.
- Der MTRJ-Stecker hat die Eigenheit, dass er mehrere Fasern in einem einzigen Stecker unterbringt. Während man bei anderen LWL-Kabeln pro Kabelende zwei Stecker für jede der beiden Fasern benötigt und daher grundsätzlich Fehler in der Verkabelung machen kann, indem man auf beiden Seiten das sendende oder empfangende Ende verbindet, ist dies beim MTRJ-Stecker nicht möglich. Jedoch konnte sich der Kabelstandard für die meisten Anwendungsfälle nicht durchsetzen, da er andere Nachteile mit sich bringt. So verfügt er beispielsweise nicht über eine Verdrehsicherung und übersteht deshalb im Durchschnitt nur 500 Steckzyklen.