Ratgeber
Steuerkabel sind universelle Kabel, mit deren Hilfe Steuerungssignale im Maschinen- und Anlagenbau übertragen werden. Wie der Name schon sagt, geht es dabei vorrangig um unidirektionale Anweisungen, die von einem Sender zu einem Empfänger geschickt werden. Das unterscheidet Steuerkabel von anderen Kabelsorten wie beispielweise (bidirektionalen) Datenkabeln. Die Kabelkapazität von Steuerkabeln hat einen Wert von etwa 0,3 µF/km. Der Kabelmantel eines Steuerkabels ist meist aus PVC oder anderen Kunststoffen gefertigt.
Unser Praxistipp
Steuerkabel sind zur festen Verlegung und für freie Bewegungen ohne Zugbelastung gedacht. Sie sind recht flexibel und lassen gelegentliche Bewegungen problemlos mit sich machen. Wenn Sie jedoch auf der Suche nach einem Kabel sind, das auch höheren mechanischen Belastungen standhält, sollten Sie sich lieber bei den Schleppkettenkabeln umsehen.
H05VV5-F, LiYCY, 9YSLCY-JB, ... Hinter diesen und zahlreichen ähnlichen Kürzeln verbergen sich die unterschiedlichen Typen von Steuerkabeln. Zur einheitlichen Kennzeichnung gibt es ein harmonisiertes Kurzzeichensystem, das Ihnen in der Übersicht zu Kabeln & Leitungen nähergebracht wird. So steht das H im ersten Kürzel für „harmonisierte Leitung“, der Wert 05 gibt die zugelassene Spannung an und das VV5 besagt, dass die Isolierungen der Adern aus PVC und der Mantel aus ölbeständigem PVC gefertigt sind. Das F schließlich steht für „feindrähtig“.
Es würde den Rahmen dieser Einführung sprengen, alle auf dem Markt erhältlichen Steuerkabel im Detail zu erklären. Darum an dieser Stelle nur eine repräsentative Auswahl.
Um eine verlässliche Übertragung der Signale zu gewährleisten, können Steuerkabel eine zusätzliche Abschirmung haben, zum Beispiel eine Metallfolie oder ein Kupferdrahtgeflecht unter dem Mantel. Geschirmte Steuerkabel wie das LiYCY kommen zum Einsatz, wenn eine erhöhte EMV-Störsicherheit gefordert ist.
Zusätzlich lassen sich Steuerkabel nach besonderen Eigenschaften einordnen:
- Beständigkeit gegenüber Witterung, Flammen, Säuren, UV-Licht, Öl oder Ozon
- Hohe Flexibilität beziehungsweise Torsionsbeständigkeit
- Art der Schirmung, zum Beispiel Geflecht- oder Folienschirm
- Halogenfreiheit, das heißt insbesondere kein PVC-Mantel
Der letzte Punkt ist vor allem wichtig, wenn Sie Kabel in stark bevölkerten Gebäuden verlegen: Das halogenhaltige PVC erzeugt im Falle eines Brandes giftige Gase, so dass Sie lieber auf ein weniger gesundheitsgefährdendes Mantelmaterial umschwenken sollten.
Beim Kauf eines Steuerkabels gibt es vier wichtige Parameter:
- Bei der Anzahl der Adern haben Sie die freie Wahl zwischen 1 und 100 Stück.
- Der Querschnitt der einzelnen Adern variiert zwischen 0,05 und 300 mm2.
- Was die Länge des Kabels angeht, gibt es Rollen mit zwischen 1 und 1000 m Kabel. Einige Steuerkabel werden auch als Meterware angeboten.
- Der Mindestbiegeradius gibt die Flexibilität des Steuerkabels an. Eine typische Angabe wäre „15 x Außendurchmesser (gelegentlich bewegt); 6 x Außendurchmesser (fest verlegt)“.
Unser Praxistipp
Achten Sie bitte auf den erlaubten Temperaturbereich eines Steuerkabels! Auch hier wird zwischen Grenztemperaturen für bewegte und fest verlegte Kabel unterschieden. Beispielsweise könnte ein fest verlegtes Kabel Temperaturen zwischen –40°C und +80°C aushalten, während es in bewegtem Zustand schon unterhalb von –15°C beziehungsweise oberhalb von 70°C in die Knie geht.
Bei der Farbe des Kabels haben Sie eine recht vielfältige Auswahl. Das gilt jedoch nur für die Mantelfarbe, denn die Farben der einzelnen Adern unterliegen einer festen Systematik. Um bei vieladrigen Steuerkabeln nicht den Überblick zu verlieren, gibt es festgelegte Farbcodes beziehungsweise Nummern (für Querschnitte ab 0,75 mm2) für die einzelnen Adern. Manchmal kann ein gestreifter Farbcode auch im Abstand variieren, um unterschiedliche Adern zu bezeichnen. Die Aderkennzeichnung nach DIN 47100 gibt beispielsweise folgende Farben für die ersten fünf Adern vor:
Ader Nr. | Farbe |
---|---|
1 | weiß |
2 | braun |
3 | grün |
4 | gelb |
5 | grau |
Unser Praxistipp
Wenn Sie ein Steuerkabel für raues Terrain suchen, sollten Sie nach dem Label „EWKF“ Ausschau halten. Außenmäntel mit diesem Label haben eine erhöhte Einreiß-, Weiterreiß- und KerbFestigkeit. Sie haben eine wesentlich längere Lebensdauer als herkömmliche Silikonleitungen.
Die am häufigsten gestellten Fragen zum Thema Steuerkabel
Was ist ein PUR- beziehungsweise ein TPE-Mantel?
Beide Abkürzungen stehen für den entsprechenden Isolationswerkstoff. PUR bedeutet, dass der chemische Stoff Polyurethan zum Einsatz kommt, und TPE deutet entsprechend auf ein thermoplastisches Elastomer als Mantelmaterial hin. SIR wäre übrigens die Abkürzung für Silikon-Kautschuk...
Was bringt es mir, wenn ein Steuerkabel eine hohe Prüfspannung hat?
Die Prüfspannung bezeichnet die Fähigkeit der Kabelisolation, einer bestimmten Überspannung eine Zeit lang standzuhalten, ohne dass es zu einem Durchschlag kommt. Eine hohe Prüfspannung gewährleistet also eine hohe Isolationssicherheit, das heißt Ihr Kabel trotzt auch stärkeren Störimpulsen, ohne gleich Ihre Anlage lahmzulegen.
Was bedeutet der Ausdruck „harmonisiertes Kabel“?
Kabel können durch unterschiedliche Systeme von Typenkurzzeichen klassifiziert werden, etwa entsprechend der nationalen Normen. Um die Klassifikation zu vereinheitlichen, wurde 1976 eine international harmonisierte Kennzeichnung eingeführt. Ein harmonisiertes Kabel ist also ein Kabel, dessen Typenbezeichnung mit dieser vereinheitlichten Konvention konform ist. Leider sind bei vielen Kabeltypen nach wie vor nationale Kennzeichnungen üblich, so dass Sie auch andere Konventionen verstehen müssen.