Ratgeber
Bei einem NAS handelt es sich um einen Netzwerk-Speicher. Hersteller wie beispielsweise QNAP, Western Digital oder Synology haben verschiedene NAS-Systeme im Programm, die vom einfachen NAS mit nur einer Festplatte bis hin zum Multi-Bay-NAS für Unternehmen reichen. Erfahren Sie hier, welche RAID-Level sinnvoll sind und worauf Sie beim Kauf eines NAS achten sollten.
Die Abkürzung NAS steht für Network Attached Storage. Es handelt sich bei einem NAS-System um einen Speicher, der eine direkte Anbindung zum Netzwerk bietet.
Der Anschluss erfolgt in der Regel über ein Twisted-Pair-Kabel mit RJ45-Stecker. Einfache NAS-Gehäuse ähneln optisch konventionellen externen USB-Festplatten. Das war es aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Eine normale externe Festplatte dient nur zum Speichern von Dateien und benötigt einen Computer, um zu funktionieren.
Dagegen besitzt ein NAS-System ein eigenes Betriebssystem, einen Prozessor und Arbeitsspeicher. Die Betriebssysteme sind bei einem NAS proprietär und heissen bei QNAP etwa QTS oder DSM bei Synology.
Dank dieser Ausstattung hat ein NAS deutlich mehr zu bieten als eine reine Datei-Ablage. Ähnlich wie bei einem richtigen Server lassen sich verschiedene Dienste installieren und über das Netzwerk nutzen.
Denkbar wäre beispielsweise ein eigener E-Mail-Server, ein FTP-Server oder eine Cloud, auf die alle Mitarbeiter eines Unternehmens auch von unterwegs zugreifen können.
Im Heimbereich können Sie Ihre Mediensammlung auf dem NAS ablegen und über Hifi-Anlage, Smartphone oder TV-Gerät Musik und Videos streamen. Bei der Objektüberwachung können Aufnahmen von Überwachungskameras auf dem NAS-Speicher abgelegt werden.
Je nach Bedarf erhalten Sie ein NAS mit einer einzelnen Festplatte oder mit mehreren Drive-Bays. Das QNAP TES-1885U beispielsweise bietet Platz für bis zu 18 Festplatten und das NETGEAR ReadyNAS 4360S sogar für bis zu 60 Datenträger. Bei einem NAS, das mehrere Festplatten aufnehmen kann, lässt sich durch den Einsatz diverser RAID-Level die Datensicherheit drastisch erhöhen.
Ein hochwertiges NAS-System wie etwa das QNAP TS-431P bietet dem Anwender die Möglichkeit, verschiedene RAID-Level zu nutzen. Allerdings ist nicht jedes RAID-Level bei der Verwendung eines NAS sinnvoll. Wir stellen Ihnen nachfolgend einige RAID-Level etwas näher vor:
RAID 0
Für ein RAID 0 wird ein NAS-Gehäuse benötigt, das wenigstens zwei Festplatten aufnehmen kann. Die Platten werden vom System als eine grosse Festplatte eingebunden.
Alle Dateien, die gespeichert werden, legt das NAS zu gleichen Teilen auf die beteiligten Festplatten ab. Beim Lesen der Dateien wird entsprechend simultan von beiden Platten gelesen.
Das Resultat ist eine verbesserte Lese- und Schreibgeschwindigkeit, allerdings erhöht sich das Ausfallrisiko signifikant. Wenn einer der im RAID-Verbund befindlichen Datenträger ausfällt, sind die gespeicherten Dateien verloren.
Ein RAID 0 ist zwar bei vielen NAS möglich, macht aber in den allermeisten Fällen keinen Sinn.
RAID 1
Bei einem RAID 1 müssen ebenfalls mindestens zwei Festplatten verwendet werden. Eine Datei wird dabei auf jedem im RAID befindlichen Datenträger zu 100 Prozent gespeichert.
Fällt eine Festplatte aus, sind alle Daten noch auf der zweiten Platte vorhanden. Das defekte Speichermedium kann ausgetauscht und die Inhalte anschliessend von der noch im Desktop-NAS-Gehäuse befindlichen Festplatte kopiert werden.
Ein Datenverlust ist durch die geschaffene Redundanz in diesem Fall ausgeschlossen.
RAID 5
Wenigstens 3 Festplatten sind dagegen für ein RAID 5 erforderlich. Ähnlich wie bei einem RAID 0 werden alle Dateien zu gleichen Teilen auf alle dem RAID-Verbund angehörenden Festplatten verteilt.
Allerdings erzeugt das RAID-System zusätzlich sogenannte Paritätsinformationen, die ebenfalls auf allen Platten verteilt abgespeichert werden. Fällt nun eine Festplatte aus, können anhand der zuvor erstellten Paritätsinformationen die verlorenen Dateibestandteile rekonstruiert werden.
Eine Cloud-Speicher-Lösung wie Google Drive kann in einigen Fällen einen Ersatz oder eine Ergänzung für ein NAS darstellen.
Bei einer solchen Cloud erhalten Sie von einem Anbieter eine bestimmte Menge an Online-Speicher zur Verfügung. Die meisten Anbieter bieten Einsteigerangebote mit einem gewissen Kontingent an kostenlosem Speicher an.
Gegen eine Gebühr können Sie bei Bedarf weiteren Speicherplatz hinzubuchen. Ihre Dateien werden in jedem Fall auf den Servern des Cloud-Anbieters gespeichert. Zugriff auf Ihre Dateien erhalten Sie entweder über ein Webinterface, eine Mobile-App oder eine Desktop-App.
Bekannte und beliebte Cloud-Speicherdienste sind Microsoft OneDrive, Google-Drive, Apple iCloud und Amazon Drive. Alle diese Anbieter betreiben ihre Rechenzentren in den USA. Das bedeutet, dass Ihre persönlichen Daten und alle gespeicherten Dateien dem amerikanischen Recht unterliegen. Ein Datenschutz nach europäischem Standard ist nicht gegeben.
Eine Alternative stellt eine in Europa gehostete Cloud dar: Bekannte Cloud-Anbieter sind zum Beispiel die Deutsche Telekom mit der Magenta-Cloud sowie das Strato HiDrive.
Berücksichtigen sollten Sie auch, dass es bei einigen Cloud-Lösungen Limitierungen beim Speichern von grossen Dateien gibt. Diesen Nachteil haben Sie beim Einsatz eines NAS-Systems ebenso wenig wie Probleme hinsichtlich des Datenschutzes.
Vor dem Kauf eines NAS-Systems sollte das genaue Einsatzgebiet spezifiziert werden. Ein NAS für den Heimbereich muss in der Regel deutlich geringere Anforderungen erfüllen als ein Modell, das in einem Unternehmen eingesetzt werden soll. Generell ist es auch für ein privat genutztes System sinnvoll, ein NAS zu wählen, das wenigstens zwei Festplatten aufnehmen kann. So ist es möglich, ein RAID 1 einzurichten, um die Ausfallsicherheit deutlich zu erhöhen.
Wichtig ist auch der Speicherplatz. Diesen können Sie bei den meisten Geräten selbst wählen, indem Sie die für Ihre Bedürfnisse passenden Festplatten auswählen.
Ein NAS für den professionellen Einsatz sollte über einen ausreichend dimensionierten Prozessor verfügen.
Erhältlich sind Modelle wie das QNAP TVS-873E, das einen leistungsstarken Quad-Core-Prozessor besitzt. Für weniger anspruchsvolle Aufgaben genügt meist ein Dual-Core-Prozessor.
Um ein flüssiges gemeinsames Arbeiten zu ermöglichen, muss das NAS zudem mit ausreichend Arbeitsspeicher ausgestattet sein. Ein NAS-System, das in einem Unternehmensumfeld genutzt wird, sollte wenigsten 4 Drive-Bays bieten, damit Sie ein RAID 5 nutzen können. Der Speicherplatz kann durch den Kauf passender Festplatten individuell angepasst werden.
Viele Modelle bieten zusätzliche USB-Anschlüsse.
Damit können Sie zum Beispiel einen USB-Stick anschliessen und über das Netzwerk darauf zugreifen. Eine Speichererweiterung mit einer USB-Festplatte ist ebenfalls denkbar.
Unser Praxistipp: Ausreichende Sicherheit bei eigener Cloud beachten!
Wenn Sie eine eigene Cloud betreiben, sollten Sie Ihre sensiblen Daten ausreichend schützen. Das Stichwort lautet hier Data-at-rest-Verschlüsselung. Ein probates Mittel zum Schutz Ihrer Daten ist in jedem Fall eine Zwei-Faktor-Authentifizierung. Darüber hinaus ist eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung oder Zero-Knowledge-Verschlüsselung zu empfehlen.
Welche Festplatte soll ich in mein NAS einbauen?
Grundsätzlich können Sie jede im Handel erhältliche Festplatte in einem NAS betreiben. Die meisten Datenträger sind allerdings nicht für den 24/7-Dauergebrauch ausgelegt. Achten Sie daher beim Kauf darauf, dass die Festplatten dem permanenten Betrieb standhalten, um eine hohe Zuverlässigkeit des NAS zu gewährleisten. Viele Hersteller bieten mittlerweile spezielle Festplattenserien wie die Western Digital Red- oder Seagate Ironwolf-Serie an, die explizit für den Einsatz in NAS-System gedacht sind.
Ist eine SSD in einem NAS sinnvoll?
Um den Geschwindigkeitsvorteil, den eine SSD gegenüber einer herkömmlichen Festplatte bietet, ausschöpfen zu können, benötigen Sie ein sehr schnelles Netzwerk. Allerdings hat eine SSD noch anderen Vorteile: So sind etwa die Zugriffszeiten deutlich kürzer. Dazu kommt, dass ein SSD-Laufwerk weniger Strom benötigt, komplett lautlos arbeitet und darüber hinaus nicht gekühlt werden muss.