Ratgeber
Überlastungen und Kurzschlüsse können in elektrischen Anlagen zu schwerwiegenden Schäden führen oder sogar Brände auslösen. Deshalb müssen elektrische Installationen, Kabel und Maschinen vor unzulässig hohem Strom geschützt werden. Wirksame Einrichtungen zum zuverlässigen Schutz und Absicherung vor Überstrom sind deshalb schon lange vorgeschrieben. Landläufig werden diese als „Sicherung“ bezeichnet.
Im einfachsten Fall bestehen sie aus einem kurzen Stück elektrischem Leiter, dessen Materialeigenschaften so gewählt sind, dass dieser bei Überschreiten des zulässigen Stromwertes durchschmilzt. Diese auch „Schmelzsicherung“ genannten Sicherungen gibt es in unterschiedlichen Bauformen. Eine davon ist die weit verbreitete Porzellan-Stöpsel-Sicherung, die unter den Bezeichnungen „D-Sicherung“, „D-System“ oder „Diazed“ bekannt sind.
„DIAZED“ steht für „Diametral abgestufte zweiteilige Edison-Gewinde-Patrone“. Diese Bezeichnung weist auf den grundsätzlichen Aufbau des Sicherungselementes hin (Bild 1): Es handelt sich um eine runde Porzellan-Patrone oder „D-Sicherung“, bei der sich der Durchmesser der beiden Seiten unterscheidet. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Patrone nicht falsch eingesetzt werden kann. Durch den Porzellankörper wird in einem Hohlraum der Schmelzleiter geführt, der an beiden Enden mit jeweils einer Kontaktfläche verbunden ist. Der Hohlraum ist außerdem mit einem Material, z. B. Quarzsand, gefüllt, das die Bildung eines Lichtbogens beim Durchschmelzen des Leiters verhindert. Am Schmelzleiter ist am Ende mit dem größeren Durchmesser ein farbiger Kennmelder befestigt, der nach dem Durchschmelzen des Leiters herausfällt und so anzeigt, dass die Sicherung „durchgebrannt“ und somit der Stromkreis unterbrochen ist.
Die Patrone, auch „Schmelzeinsatz“ oder umgangssprachlich „Sicherung“ genannt, ist Teil des Diazed-Systems, genormt nach DIN EN 60269-1 / VDE 0636-1. Das System (Bild 2) besteht neben der Patrone aus einer Fassung, manchmal auch als „Sockel“ bezeichnet, einer Schraubkappe, einem Berührungsschutz und der Passschraube. Letztere hat eine wichtige Aufgabe zu erfüllen: Der Durchmesser des vorderen Endes der Patrone unterscheidet sich je nach dem maximalen Nennstrom, für den die Sicherung ausgelegt ist. D. h. je niedriger dieser ist, um so geringer der Durchmesser. Für jeden Durchmesser steht eine Passschraube mit passendem Lochdurchmesser zur Verfügung. Damit ist sichergestellt, dass nur Sicherungen eingesetzt werden können, die den vorgeschriebenen maximalen Nennstrom nicht überschreiten. Passschrauben können nur mit einem speziellen Werkzeug in die Fassung eingesetzt werden. Die Fassung dient zur Montage in einem Verteilerschrank, Schaltschrank, einer Zählertafel oder Unterverteilung. Für Drehstrom-Installationen gibt es Fassungen in Dreiergruppen. Die Schraubkappe besitzt ein kleines Glasfenster in der Mitte, durch das zu erkennen ist, ob der farbige Kennmelder herausgefallen ist. Die Schraubkappen werden in die Fassungen in einem sogenannten Edison-Gewinde eingeschraubt, das ähnlich wie das Gewinde von Standard-Glühbirnen ist. Die einzelnen Elemente des Sicherungssystems werden entweder aus Porzellan oder einem speziellen Kunststoff hergestellt, der hitzebeständig und schwer entflammbar ist.
Als Standard-Ausführungen gibt es in verschiedenen Größen: Die klassischen DIAZED-Sicherungen mit E27-Schraubgewinde, Baugröße DII, die später entwickelten NEOZED-Sicherungen, Baugröße ND, die kleinere Abmessungen aufweisen und mit einem E16-Gewinde verschraubt werden, sowie die noch größere Ausführung DIII, die mit mit einem E33-Gewinde ausgestattet ist. Das Diazed-System ist für Wechsel- und Gleichspannungen bis zu 500 Volt, das NEOZED-System für Wechselspannungen von 400 Volt und Gleichspannungen bis 250 Volt ausgelegt.
Sicherungen der Baugröße DII und ND gibt es für Nennströme bis 25 A, für größere Nennströme bis 63 A die Baugröße DIII, wobei der individuelle Wert von der in der Fassung eingebauten Passschraube vorgegeben wird. Zur Kennzeichnung der jeweiligen Nennströme sind der Kennmelder der Patrone sowie die Passschraube farblich gekennzeichnet.
Die Tabelle zeigt die Zuordnung der Farben zu den Nennströmen (für ND, DII und DIII):
Nennstromstärke Schmelzeinsatz in A | Maximale Nennstromstärke der Fassung in A | Farbe des Kernmelders bzw. der Passschraube | Gewinde der Schraubkappe |
---|---|---|---|
2 | 25 | Rosa | E16 (ND), E27 (DII) |
4 | 25 | Braun | E16 (ND), E27 (DII) |
6 | 25 | Grün | E16 (ND), E27 (DII) |
10 | 25 | Rot | E16 (ND), E27 (DII) |
16 | 25 | Grau | E16 (ND), E27 (DII) |
20 | 25 | Blau | E16 (ND), E27 (DII) |
25 | 25 | Gelb | E16 (ND), E27 (DII) |
35 | 63 | Schwarz | E33 (DIII) |
50 | 63 | Weiß | E33 (DIII) |
60 | 63 | Kupfer | E33 (DIII) |
Eine weitere wichtige Eigenschaft des Sicherung ist das Verhalten beim Auftreten des Überstroms. Auf Grund der thermischen Trägheit des Schmelzleiters wird dieser bei kurzzeitigen Stromspitzen nicht gleich durchschmelzen. Das ist wichtig beim Schutz von Verbrauchern, die beim Einschalten für kurze Zeit hohe Ströme fließen lassen, z. B. Motoren oder Transformatoren. Das Strom-Zeit-Verhalten des Schmelzeinsatzes wird deshalb in verschiedene Funktions- und Betriebsklassen eingeteilt, die für die richtige Auswahl einer bestimmten Anwendung entscheidend sind. Am häufigsten ist die Betriebsklasse „gL“ für den „Ganzbereichs- und Leitungsschutz“, der in der normalen Elektroinstallation verwendet wird. Daneben gibt es unter anderem die Betriebsklassen „gR“ für den Halbleiterschutz und „gTr“ für den Transformatorenschutz.
Was ist beim Betrieb von DIAZED-Sicherungen zu beachten? Das Diazed-Sicherungssystem ist an sich außerordentlich funktionssicher. Im Fehlerfall kann es nicht zu verschweißten Kontakten kommen wie z. B. bei magnetischen Sicherungsautomaten. Der Schmelzleiter brennt je nach Strom-Zeit-Verhalten auf jeden Fall durch, wenn der Nennstrom überschritten wird, und trennt den Stromkreis zuverlässig.
Die Passschrauben sorgen dafür, dass keine Patronen für zu hohe Nennströme eingesetzt werden können. Berührungsschutz und isolierte Schraubkappen erlauben ungefährliches Auswechseln durchgebrannter Sicherungen auch für Laien. Sehr gefährlich kann es werden, wenn das Sicherungssystem unzulässig verändert oder manipuliert wird, z. B. Überbrücken der Sicherung mit einem Draht oder Metallfolie, Ausbau der Passschraube, um eine Sicherung mit höherem Nennstrom einzusetzen, und ähnliches.
Wenn eine Sicherung durchbrennt, muss dafür ein Grund in der angeschlossenen Elektrik vorliegen. Deshalb sollte diese vor Einsetzen einer neuen Sicherung sorgfältig auf Fehler überprüft werden.