Ratgeber
Ferngläser sind binokulare Vergrößerungsgläser, die eine detaillierte Betrachtung entfernter Objekte oder Vorgänge möglich machen. Dazu wird das reflektierte Licht zunächst durch ein System aus kombinierten Linsen (Objektive und Okulare) und dazwischen verbauten Prismen geleitet. Durch den Aufbau als Binokular mit zwei parallelen Strahlengängen ist eine stereoskope und damit räumliche Betrachtung der Umgebung möglich.
Ferngläser ohne Prismen
Ferngläser ohne Prismen basieren auf der Kombination einer konvexen Objektivlinse und einer konkaven Okularlinse nach dem Galilei-Fernrohr-Prinzip. Die vergleichsweise einfache Konstruktion erlaubt nur eine geringe Vergrößerung. Daher werden Ferngläser ohne Prismen nahezu ausschließlich als Opern- oder Theatergläser angeboten.
Ferngläser mit Porroprismen
Prismenferngläser basieren auf dem Kepler-Fernrohr-Prinzip, das den Einsatz von Umkehrprismen vorsieht. Lange Zeit überwog die Anwendung von Porroprismen, die gleich mehrere Vorteile hat: Durch den Einbau vergrößert sich der Abstand zwischen den Objektiven, wodurch eine Verbesserung des räumlichen Sehens erzielt wird. Zudem kann durch die Faltung des Strahlengangs die Baulänge des Fernglases um bis zu 60 Prozent reduziert werden.
Ferngläser mit geradsichtigen Dachkantprismen
Die Geradsichtigkeit von Dachkantprismen (beispielsweise Schmidt-Pechan-Prismen) ermöglicht die Konstruktion besonders kompakt gebauter Ferngläser. Allerdings ist die Fertigung qualitativ hochwertiger Dachkantprismen ungleich aufwändiger und damit auch teurer als die Herstellung von Porroprismen. Daraus ergeben sich deutliche Preisunterschiede zwischen hochwertigen Ferngläsern mit Porroprismen und Ferngläsern mit geradsichtigen Dachkantprismen.
Unser Praxistipp
Ferngläser mit variabler Vergrößerung verfügen entweder über zwei Fixeinstellungen, zwischen denen umgeschaltet werden kann, oder ermöglichen eine kontinuierliche Einstellung der Vergrößerung (Zoom-Ferngläser). Letztere verfügen über eine höhere Anzahl von Linsen, was sich gerade bei preisgünstigen Modellen durch höhere Lichtverluste und Farbsäume bemerkbar macht. Professionelle Anwender mit hohem Anspruch greifen daher eher auf hochwertige Dachkantprismen-Ferngläser mit zwei Fixeinstellungen zurück.
Ferngläser, die für ganz spezifische Einsatzbereiche ausgelegt sind, weisen häufig entsprechende Zusatzfunktionen auf: Marine-Ferngläser verfügen typischerweise über einen integrierten Kompass zur Bestimmung der Blickrichtung. In einigen Modellen werden sogar GPS-Module zur präzisen Erfassung des Standorts verbaut. Darüber hinaus gibt es einige Ferngläser, die über einen integrierten Entfernungsmesser verfügen.
Was ist der Unterschied zwischen einem Fernglas und einem Teleskop?
Teleskope sind für die Beobachtung des Sternenhimmels konzipiert. Sie ermöglichen daher eine deutlich stärkere Vergrößerung und verfügen über einen wesentlich größeren Objektivdurchmesser als handelsübliche Ferngläser, sind jedoch auch weniger handlich und kompakt. Auch unter optischen Gesichtspunkten haben Ferngläser einen Vorteil gegenüber Teleskopen: Durch die Kombination von zwei parallelen Strahlengängen ist stereoskopisches Sehen möglich.
Wofür steht die Zahlenkombination auf vielen Ferngläsern?
Vergrößerungszahl und Objektivdurchmesser sind als Kenngrößen auf den meisten Ferngläsern aufgedruckt oder eingraviert. Die kombinierte Angabe 8x32 steht beispielsweise für eine 8-fache Vergrößerung und einen Objektivdurchmesser von 32 Millimetern.
Die Vergrößerungszahl kann berechnet werden, indem die Objektivbrennweite durch die Okularbrennweite dividiert wird. Eine 10-fache Vergrößerung bedeutet beispielsweise, dass die betrachteten Objekte 10-mal größer erscheinen als mit dem bloßen Auge.
Die beiden Parameter Vergrößerung und Objektivdurchmesser beeinflussen darüber hinaus auch die Bildhelligkeit.
Was kostet ein Fernglas?
Günstige Einsteigermodelle sind häufig schon für unter 50 Euro zu haben. Für die gelegentliche Nutzung bei Spaziergängen und im Urlaub sind sowohl die Qualität als auch die Ausstattung dieser Geräte in der Regel ausreichend. Hochwertige Geräte namhafter Hersteller sind hingegen oft deutlich teurer. Insbesondere Ferngläser, in denen geradsichtige Dachkantprismen zum Einsatz kommen, können aufgrund der aufwändigeren Fertigung mehrere Hundert Euro kosten. Ferngläser mit Porroprismen stellen eine preisgünstigere Alternative ohne nennenswerte Qualitätseinbußen dar.
Idealerweise wird das Fernglas anhand relevanter Parameter schon im Hinblick auf die künftige Nutzung ausgewählt: Für die Beobachtung des Nachthimmels eignet sich beispielsweise ein lichtstarkes Fernglas mit hohem Objektivdurchmesser. Auf der Jagd und bei der Beobachtung wilder Tiere in freier Natur sollte das Fernglas robust sein und eine ausreichende Vergrößerung bieten. Marine-Ferngläser sind wasserdicht und erfüllen die spezifischen Anforderungen der nautischen Navigation.
Die Entscheidung zwischen Ferngläsern mit Porroprismen oder Dachkantprismen können insbesondere preisbewusste Anwender hingegen ganz einfach anhand des Preis-Leistungsverhältnisses treffen: Im niedrigen und mittleren Bereich sind Helligkeit und optische Qualität bei Porroprismen-Ferngläsern fast immer besser. Die Vorteile von hochwertigen Dachkantprismen-Ferngläsern bleiben professionellen Anwendern vorbehalten, die erwartungsgemäß bereit sind, deutlich höhere Preise zu zahlen.