Ratgeber
In Kraftfahrzeugen gibt es als elektrische Stromquellen die Batterie sowie die Lichtmaschine und auf der anderen Seite jede Menge Verbraucher elektrischer Energie in Form von Lampen, Elektro- und Elektroniksystemen, die über einzelne Stromkreise angeschlossen sind. Bei Überlastung oder Kurzschlüssen kann es zu empfindlichen und gefährlichen Störungen auch anderer Systeme innerhalb des Fahrzeuges kommen oder sogar ein Brand ausgelöst werden. Um das zu verhindern, werden in die Stromkreise des Kraftfahrzeuges Sicherungen eingebaut.
Wie in anderen Bereichen der Elektrotechnik werden im Kraftfahrzeug Stromkreise gegen Überlastung aufgrund von zu hohen Strömen gesichert, indem der Stromfluss unterbrochen wird. Dies geschieht im einfachsten Fall mit Hilfe einer Sicherung, die aus einem Schmelzeinsatz besteht. Das ist ein kleines Stück metallischer Leiter mit einem definierten, geringen Widerstand. Wird dieser vom Strom durchflossen, erwärmt sich dieser. Das Metall und dessen mechanische Abmessungen sind so gewählt, dass es bei längerem Überschreiten eines definierten Stromwertes durchschmilzt und so den Stromkreis unterbricht. Die zweite Möglichkeit sind thermisch ausgelöste Schalter. Hier wird ein Bimetall vom durchfliessenden Strom erwärmt. Wenn dieser einen vorgegeben Wert überschreitet, verbiegt der sich, und der Stromfluss wird vom Schalter mechanisch unterbrochen. Diese Art Sicherung wird auch „Automat“ genannt. Im Gegensatz zu Schmelzeinsätzen, die nach einem Auslösen unbrauchbar sind und ausgewechselt werden müssen, lassen sich Automaten nach Abkühlung sowie Beheben der Ursache der Überlastung wieder einschalten.
Weil elektrische Funktionseinheiten in herkömmlichen Kraftfahrzeugen (E-Autos ausgenommen!) nur mit niedrigen Spannungen unter 50 Volt, typischerweise 12 V oder 24 V, betrieben werden, können sie recht klein gehalten werden. Die abzusichernden Ströme können auf Grund der niedrigen Spannung allerdings im Vergleich zu den in der Hausinstallation wesentlich höher sein.
Bis in die 1980er-Jahre wurden in älteren KFZ Schmelzeinsätze in der so genannten „Torpedoform“ verwendet. Hier befindet sich auf einem kleinen Isolierkörper, der an beiden Seiten spitz zuläuft, ein Metallstreifen, der den eigentlichen Schmelzeinsatz darstellt. An den Enden sind die Kontaktflächen, mit denen die Sicherung im Sicherungshalter mit dem Stromkreis verbunden ist.
Moderne Autos sind mit Flachstecksicherungen ausgestattet, die nach ISO 8820-3 standardisiert sind. Hier ist der metallische Leiter des Schmelzeinsatzes mit zwei Flachsteckern verbunden und in einem flachen Kunststoffgehäuse eingebaut. Flachsteckersicherungen gibt es in verschiedenen Grössen: Mini, Standard und Maxi. Diese unterscheiden sich in den Abmessungen und der Auswahl der jeweiligen Nennströme.
Typ | Abmessung L x B x H | Nennstrom A |
---|---|---|
Mini-Stecksicherung (FK1) | 10,9 × 3,6 × 16,3 mm³ | 2; 3; 4; 5; 7,5; 10; 15; 20; 25; 30 |
Standard-Stecksicherung (FK2) | 19,1 × 5,1 × 18,5 mm³ | 1; 2; 3; 4; 5; 7,5; 10; 15; 20; 25; 30; 35; 40 |
Maxi-Stecksicherung (FK3) | 29,2 × 8,5 × 34,3 mm³ | 20; 25; 30; 35; 40; 50; 60; 70; 80; 100 |
Die Sicherungshalter befinden sich im Auto beispielsweise unter dem Armaturenbrett an schlecht erreichbaren und einsehbaren Stellen. Weil die Stecksicherungen für verschiedene Nennströme gleiche Abmessungen aufweisen, könnten versehentlich Sicherungen mit falschen Werten eingesetzt werden. Um Verwechslungen zu vermeiden, sind die Kunststoffgehäuse farbig, wobei jedem Nennstrom eine Farbe zugeordnet ist.
Automaten-Sicherungen gibt es in den Abmessungen der Mini- und Standard-Flachsicherungen. Aufgrund der aufwändigeren Schaltmechanik sind die Automaten etwas höher als die entsprechenden Schmelzeinsätze.
Damit Sicherungen die elektrischen Systeme in einem KFZ wirksam gegen Überlastung und Beschädigungen schützen können, dürfen nur die in der Bedienungsanleitung des Fahrzeuges angegebenen Typen mit gleichen Nennstromwerten als Ersatz eingesetzt werden. Zuvor muss die Ursache, die zum Auslösen der Sicherung geführt hat, ermittelt und beseitigt werden. Das können z. B. Kurzschlüsse verursacht von durchgescheuerten Kabeln oder defekten Verbrauchern sein. Wenn Sicherungen wiederholt ausgelöst werden, ist der Fehler noch nicht behoben. Das Einsetzen von Sicherungen mit höheren Nennströmen ist in einem solchen Fall keine zulässige Lösung, weil davon grössere Folgeschäden verursacht werden können, die unter Umständen auch den Verlust von Garantieansprüchen zur Folge haben können.
Ältere KFZ-Sicherungen, insbesondere Torpedo-Typen, neigen an ihren Kontaktflächen zur Korrosion. Wegen der niedrigen Spannungen und gleichzeitig hohen Strömen kann es hier zu deutlichen Spannungsabfällen kommen. Bei Störungen in der Elektrik und Elektronik eines KFZ sollten deshalb auch die Kontakte der Sicherungen kontrolliert werden. Wenn hier Korrosion sichtbar ist, müssen diese ausgewechselt werden.
Das Auswechseln von Flachsicherungen ist oft nicht ganz einfach, weil diese in den Sicherungskästchen eng nebeneinander angeordnet sind. Mit den Fingern sind die Sicherungen kaum sicher zu greifen. Zur Erleichterung gibt es deshalb praktische Sicherungszieher, mit denen sich die Sicherungen leicht greifen und herausziehen lassen.
In einem Auto sind eine grössere Zahl von Sicherungen mit unterschiedlichen Nennströmen eingebaut. Um für alle möglichen Störfälle vorbereitet zu sein, empfiehlt es sich, ein Sortiment von Sicherungen vorzuhalten. Hierfür stehen für die wichtigsten Typen entsprechende Sets in Sortimentskästchen zur Verfügung, so dass im Störfall eine passende Sicherung jederzeit zur Hand ist.