Ratgeber
Tensiometer: Bodenfeuchtigkeit einfach messen
Ob in der Landwirtschaft, Forschung oder beim Hobby-Gärtnern - Tensiometer werden in vielen Bereichen genutzt. Sie messen die Bodenfeuchtigkeit und geben an, wann eine zusätzliche Bewässerung erforderlich ist. Welche Arten von Tensiometern es gibt und wie sie funktionieren, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Wo werden Tensiometer verwendet?
Tensiometer finden überall dort Anwendung, wo die Feuchtigkeit des Bodens überwacht werden soll. Das kann beispielsweise in einer Gärtnerei oder auch im landwirtschaftlichen Bereich sein. Mithilfe der Messgeräte lässt sich ermitteln, wann der Boden zu trocken und gegebenenfalls die Austrocknung einer Ernte oder eines Pflanzenbestandes droht. Auch in Wissenschaft und Forschung erfolgen entsprechende Messungen. Gerade im Hinblick auf die globale Klimaerwärmung werden Tensiometer genutzt, um das weitere Absinken des Bodenwassers in trockenen Böden zu dokumentieren.
Ein Tensiometer misst nicht unmittelbar die Bodenfeuchte, sondern die Saugspannung (Tension) des Bodens. Allerdings hängt die Tension direkt mit dem Wassergehalt des Bodens zusammen, daher lässt sich die Bodenfeuchte daraus ableiten. Ein Tensiometer besteht aus einem mit Wasser gefüllten und luftdicht verschlossenen Rohr aus Plexiglas, an dessen unterem Ende sich ein Kegel aus porösem Material (Ton oder Keramik) befindet. Durch die poröse Oberfläche des Kegels entsteht eine Verbindung zwischen der Flüssigkeit im Inneren und dem Wasser im Boden. Trocknet der Boden aus, wird dem Tensiometer Wasser entzogen: Es entsteht ein Unterdruck. Das Gerät gibt solange Flüssigkeit ab, bis der Druckunterschied zwischen Boden und Messgerät ausgeglichen ist.
Erfolgt nun eine Bewässerung, nimmt der Unterdruck im Boden ab und das Tensiometer nimmt wieder Flüssigkeit auf, was dementsprechend den Unterdruck im Messgerät reduziert. Die Veränderungen der Druckverhältnisse werden durch ein integriertes Manometer oder einen elektronischen Drucksensor angezeigt.
Welche Arten von Tensiometern gibt es?
Tensiometer sind für gewöhnlich mit einem mechanischen Manometer ausgestattet, es sind aber auch Modelle mit digitaler Anzeige und elektronischem Drucksensor erhältlich. Die Funktionsweise ist bei beiden Modellen identisch. Der Aufbau eines Flächen-Tensiometers weicht dagegen etwas ab: Statt eines Rohrs mit einem Kegel aus porösem Material wird hier eine Art Glocke eingesetzt, deren Unterseite aus Ton besteht. Das Flächen-Tensiometer wird nicht in den Boden gesteckt, sondern auf das Substrat gelegt. Im Weiteren unterscheidet sich die Funktionsweise nicht von einem normalen Tensiometer. Um in der Landwirtschaft die Bewässerung zu automatisieren, werden spezielle Schalt-Tensiometer verwendet. Fällt die Bodenfeuchte unter einen definierten Wert, sendet das Messgerät ein Signal an die Bewässerungsanlage, die daraufhin dem Boden Wasser zuführt.
Vor- und Nachteile von Tensiometern
Die Messung mit einem Tensiometer lässt sich schnell und unkompliziert durchführen. Die Installation besteht lediglich darin, das Gerät in den Boden zu stecken. Gute Messgeräte liefern selbst bei einer gering ausgeprägten Saugspannung genaue Messwerte. Ebenfalls vorteilhaft sind die geringen Anschaffungskosten. Es gibt allerdings auch Nachteile: Mit einem Tensiometer lassen sich immer nur punktuelle Messungen vornehmen, die Überwachung grösserer Flächen ist damit nicht möglich. Die Messgeräte sind empfindlich und können beispielsweise bei Frost Schaden nehmen.
Setzen Sie die mit Wasser gefüllten Messgeräte keinem Frost aus, irreparable Beschädigungen können ansonsten die Folge sein. Für die meisten Anwendungen sind Tensiometer mit einem mechanischen Manometer ausreichend. Sie haben im Vergleich zu ihren digitalen Vertretern den Vorteil, dass keine Batterien gewechselt werden müssen. Achten Sie darauf, dass das Gerät über eine ausreichend lange Messkerze verfügt. Je nach angebauter Kultur sind Messungen in unterschiedlichen Tiefen erforderlich. So sollte die Messtiefe beim Anbau von Salat oder Spinat bei etwa 15 Zentimetern liegen. Bei Zwiebeln sind es 20 Zentimeter, während die Messtiefe bei Himbeeren oder Kartoffeln 30 Zentimeter und bei Tafeltrauben sogar 40 Zentimeter beträgt. Wenn die Feuchtigkeit von Befeuchtungsmatten oder ähnlichem ermittelt werden soll, ist ein Flächen-Tensiometer die richtige Wahl.
Unser Praxistipp: Tensiometer in feuchtem Boden installieren
Für eine korrekte Funktion des Messgerätes ist es erforderlich, dass der poröse Kegel des Tensiometers einen optimalen Kontakt zum Boden hat. Wenn das nicht der Fall ist, sind ungenaue Messungen das Resultat. Um einen optimalen Kontakt zu gewährleisten, sollten Sie das Gerät daher am besten in feuchtem Boden installieren.
Welche Saugspannungen kann ich mit einem Tensiometer messen?
Der Messbereich liegt in der Regel zwischen 0 bis 1000 hPA. Ab 1000 hPA geht das Wasser im Tensiometer in den gasförmigen Zustand über, eine Messung ist dann nicht mehr möglich.
Gibt es Alternativen zu einem Tensiometer?
Auch mit einem sogenannten Watermark Sensor kann die Saugspannung des Bodens gemessen werden. Dabei erfolgt eine Analyse des elektrischen Widerstands der Bodenatmosphäre.
Wie interpretiere ich die gemessenen Werte richtig?
Zeigt das Manometer einen Wert zwischen 0 bis 80 hPA, ist der Boden zu nass. Bei 80 bis 100 hPA ist der Boden gut mit Wasser gesättigt, aber noch nicht zu feucht. Die optimale Feuchte liegt bei 100 bis 350 hPA. Ab einem Wert von 450 bis 550 hPA ist eine Bewässerung empfehlenswert. Wird ein Wert von über 550 hPA gemessen, ist der Boden deutlich zu trocken.
Wo soll ich das Tensiometer platzieren?
Randbereiche sollten Sie bei der Installation eines Tensiometers meiden. Suchen Sie einen Platz, der der durchschnittlichen Bodenbeschaffenheit entspricht. Ebenfalls sollte die Bepflanzung um das Messgerät durchschnittlich sein. Sie sollte also weder besonders stark gewachsene noch überdurchschnittlich kleine Gewächse enthalten. Für den Fall, dass eine Fläche stark unterschiedliche Gegebenheiten aufweist, kann der Einsatz von mehreren Tensiometern ratsam sein.