Ratgeber
Fotografen und professionelle Bildbearbeiter benötigen Bildschirme mit einer möglichst authentischen Farbwiedergabe. Durch eine professionelle Kalibrierung mit einem Colorimeter lässt sich selbst auf hochwertigen Profi-Displays die Farbdarstellung noch weiter optimieren. Wir erklären Ihnen in unserem Ratgeber, wie Colorimeter funktionieren, wann eine Kalibrierung sinnvoll ist und welche Möglichkeiten es dabei gibt.
Die Wiedergabe von Farben auf einem Bildschirm entspricht in den meisten Fällen nicht exakt dem, was das menschliche Auge in natura sieht. Für viele Arbeiten sind derartige Abweichungen nicht weiter von Belang, in einigen Fällen wird aber eine möglichst genaue Reproduktion der Farben verlangt. Das kann beispielsweise bei der Bearbeitung von Bildern oder beim Druck von Werbemitteln der Fall sein.Hier ist es wichtig, dass die Darstellung auf dem Display möglichst genau so aussieht wie das fertige, gedruckte Produkt.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird eine Monitorkalibrierung mit einem sogenannten Colorimeter (alternativ: Kolorimeter) durchgeführt. Dabei handelt es sich um ein Messgerät, mit dessen Hilfe sich die Intensität und die Temperatur von Farben messen und vergleichen lassen. Das Colorimeter wird via USB mit dem Computer verbunden und direkt auf die Oberfläche des Displays gelegt. Mittels integriertem Sensor misst es die Farben und Grauwerte und übermittelt sie an die dazugehörige Software. Die Software gleicht die Messdaten mit den Idealwerten ab und erstellt anschließend ein optimiertes Farbprofil, dessen Parameter vom Monitor automatisch übernommen werden.
Monitore arbeiten mit 24-Bit-Farbräumen (Color-Space) im RGB-Farbmodell. Doch was bedeutet RGB eigentlich genau? Der RGB-Color-Space besteht aus den drei Grundfarben Rot (R), Grün (G) und Blau (B). Insgesamt weist jede dieser Farben Intensitätsstufen von 0 bis 255 (8 Bit) auf. Aus den drei Grundfarben mit ihren jeweils 256 Intensitätsstufen lassen sich so insgesamt bis zu 16,7 Millionen verschiedene Farben erzeugen.
Wenn die Rot-, Grün- und Blauwerte beispielsweise alle auf 255 eingestellt sind, erhält man die Farbe Weiß. Wird dagegen überall eine 0 eingetragen, ist das Resultat die Farbe Schwarz. Gelb wird hingegen erzeugt, wenn Rot und Grün auf 255 eingestellt werden, während bei Blau die 0 steht. Da die einzelnen Farben beim Mischen zueinander addiert werden, spricht man auch von einem additiven Farbmodell.
Ein Kolorimeter imitiert die Farbwahrnehmung des menschlichen Auges. Es verfügt über eine integrierte Lichtquelle, mit der die Oberfläche eines Monitors beleuchtet wird. Das reflektierte Licht durchwandert anschließend drei Filter (Rot, Grün und Blau). Auf diese Weise werden die RGB-Werte bestimmt. Die Funktionsweise eines Spektralphotometers ist nahezu identisch mit der eines normalen Kolorimeters.
Der Unterschied liegt jedoch in der Anzahl der verwendeten Filter. Während es bei einem Kolorimeter drei Filter sind, werden bei einem Spektralphotometer in der Regel 31 Filter eingesetzt. So lässt sich das einfallende Licht in allen 31 Wellenlängenbereichen messen. Die Genauigkeit eines Spektralphotometer fällt daher deutlich höher aus.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, einen Monitor zu kalibrieren: Die günstigste Variante ist eine reine Software-Lösung, mit deren Hilfe Farbe, Helligkeit, Kontrast und Gamma manuell vom Anwender eingestellt werden. Entsprechende Programme sind günstig in der Anschaffung und teilweise sogar als Freeware erhältlich. Solche Tools ermöglichen eine rudimentäre Kalibrierung, sind aber niemals so genau wie ein Colorimeter und daher nicht für professionelle Anwendungen geeignet. Colorimeter für Einsteiger sind bereits für etwa 100 Euro im Handel erhältlich. Solche Geräte stoßen allerdings schnell an ihre Grenzen, wenn höchste Darstellungsqualität gefordert ist. Hochwertige Profi-Messgeräte haben ihren Preis. Sie kosten 1500 Euro oder noch deutlich mehr.
Bei der Anschaffung eines Colorimeters sollte zuerst das Einsatzgebiet definiert werden. Nicht in allen Fällen ist ein teures Profi-Gerät erforderlich. Falls Sie nicht nur Messungen an PC-Bildschirmen, sondern auch an Notebooks oder Beamern durchführen möchten, sollten Sie zu einem Gerät greifen, das eine Unterstützung für mehrere Monitore bietet. Berücksichtigen Sie zudem, dass sich Colorimeter im Hinblick auf mögliche Kalibrierungseinstellungen stark unterscheiden.
Wenn regelmäßig mehrere Monitore kalibriert werden, spielt die Zeit, die für einen Kalibrierungsvorgang aufgebracht werden muss, ebenfalls eine wichtige Rolle. Zu guter Letzt gilt es die mitgelieferte Software nicht zu vernachlässigen: Sie sollte leicht zu bedienen sein und je nach Bedarf ausreichend viele Einstellmöglichkeiten bieten.
Monitore unterliegen einem Alterungsprozess, während dem sich Farbintensität und Helligkeit schleichend verändern. Aus diesem Grund ist es erforderlich, dass die Kalibrierung etwa alle 3 Monate erneut durchgeführt wird, um eine gleichbleibende Bildqualität zu erhalten.
Welcher Farbraum (Color-Space) eignet sich für den professionellen Offsetdruck?
Bei Monitoren wird gewöhnlich ein RGB-Farbraum verwendet. Doch es gibt nicht nur den einen RGB-Color-Space, sondern eine ganze Menge davon. Für den Endverbraucher ist aktuell der sRGB-Farbraum der Standard. Er wird meist im Bereich von Digitalkameras genutzt. Für den professionellen Druck eignet sich dieser Color-Space aufgrund seines tendenziell geringen Umfangs eher nicht. Erweiterte Farbräume wie eciRGB und eciRGB_V2 sind für den anspruchsvollen Offsetdruck die bessere Wahl.
Was ist der DCI-P3-Farbraum?
Dieser Color-Space wird in der amerikanischen Filmindustrie für die digitale Filmprojektion verwendet. Die Farben von natürlich vorkommenden Oberflächen werden durch diesen Standard zum Großteil abgedeckt.