Digitale Zwillinge im Prototypenbau: Wie Simulationen den Entwicklungsprozess optimieren
10.10.2024 | Lesezeit: 7 Minuten
Digitale Zwillinge sind aus der modernen Produktentwicklung nicht mehr wegzudenken. Anstatt physische Prototypen in aufwendigen und teuren Prozessen zu erstellen, werden neue Produkte als virtuelle Abbilder erschaffen. Die digitalen Simulationen verkürzen Entwicklungszeiten, reduzieren kosten und ermöglichen eine schnelle Anpassung des Designs oder das frühzeitige Aufdecken potenzieller Fehlerquellen. Im Zuge der Industrie 4.0 wird die transformative Technologie auch im Bereich der Wartung und Instandhaltung eingesetzt. Conrad unterstützt Unternehmen bei der Erstellung digitaler Prototypen durch intelligente, innovative Lösungen.
Was ist ein digitaler Zwilling?
Ein digitaler Zwilling ist ein virtuelles Abbild von physischen Prozesse, Systemen oder Objekten, das anhand von digital replizierten Daten erstellt wird. Digitale Abbilder werden verwendet, um den Zustand, das Verhalten oder die Leistung eines realen Objekts zu optimieren oder zu überwachen.
Ingenieur*innen können mittels digitaler Abbilder Prozesse simulieren, vorhersagen oder Designanpassungen vornehmen, ohne auf physische Prototypen angewiesen zu sein. Dies führt zu einer erhöhten Effizienz, schnelleren Entwicklungszyklen und einer frühzeitigen Erkennung von Problemen, bevor diese realen und damit teuren Schaden verursachen können.
Der Begriff „digitaler Zwilling“ wurde erstmals 2002 von Dr. Michael Grieves an der University of Michigan in Verbindung mit der Produktentwicklung und dem Lebenszyklusmanagement geprägt. Grieves stellte die Idee vor, dass digitale Kopien von physischen Produkten verwendet werden können, um deren Verhalten, Leistung und mögliche Probleme zu simulieren und zu testen, bevor sie real produziert werden. Die Anwendung von Simulationstechniken ist noch deutlich älter. Bereits in den 1960er und 1970er Jahren wurden in der Luft- und Raumfahrtindustrie Simulationstechniken eingesetzt, um die Leistung von Maschinen und Systemen unter extremen Bedingungen zu testen. Diese Ansätze legten den Grundstein für das Konzept des digitalen Zwillings, das jedoch erst mit dem technologischen Fortschritt in den Bereichen IoT, Cloud-Computing und Big Data umsetzbar wurde.
Einer der ersten praktischen Einsätze digitaler Abbilder erfolgte durch die NASA in den 1970er Jahren während der Apollo-Missionen. Die NASA nutzte eine frühe Form des digitalen Zwillings, um simulierte Modelle von Raumfahrzeugen zu erstellen, die auf der Erde getestet wurden.
Mit der zunehmenden Verbreitung von IoT-Sensoren und KI-Technologien in den 2010er Jahren wurden digitale Abbilder in verschiedenen Industrien eingeführt. Insbesondere in der Automobilindustrie, im Maschinenbau und in der Fertigung fand das Konzept Anwendung, um Design- und Entwicklungsprozesse zu optimieren, Produktionskosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Heutzutage sind digitale Modelle in zahlreichen Branchen fest etabliert und werden genutzt, um Produkte zu simulieren, Daten aus realen Produktionsumgebungen zu sammeln und die Leistung zu verbessern.
Welche Vorteile bringen digitale Zwillinge im Prototypenbau?
Der konventionelle Prototypenbau ist zeitaufwendig und teuer. Anhand von CAD-Daten wird ein physisches Modell entweder manuell oder mittels Maschinen erstellt und anschliessend in Tests geprüft, um mögliche Design- oder Funktionsfehler zu identifizieren. Häufig sind mehrere Iterationen des Prototyps erforderlich, bis das Produkt die gewünschten Spezifikationen erfüllt. Jede Designänderung oder Korrektur erfordert dabei einen neuen, physischen Prototyp. Fehler werden häufig erst spät im Prozess erkannt – was zusätzliche Zeit in Anspruch nimmt und die Kosten in die Höhe treibt.
Dank moderner, leistungsstarker IT-Lösungen können Unternehmen Prototypen virtuell erstellen und testen, bevor überhaupt in die physische Fertigung investiert werden muss. Dies reduziert die Anzahl der benötigten physischen Modelle erheblich, spart Materialkosten und Produktionsressourcen. Anstatt mehrere Versionen eines physischen Prototyps zu erstellen, kann ein einziger digitaler Zwilling in verschiedenen Szenarien und Konfigurationen getestet werden.
Digitale Simulationen beschleunigen somit den Entwicklungsprozess erheblich. Anpassungen am Design - die im konventionellen Prototypenbau Wochen oder Monate dauern können - lassen sich virtuell innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen umsetzen und umgehend testen. Dadurch können Unternehmen viel schneller auf neue Anforderungen oder unerwartete Probleme reagieren. Dieses Plus an Flexibilität ermöglicht es, Produkte schneller auf den Markt zu bringen und frühzeitig auf Veränderungen in der Nachfrage zu reagieren.
Einer der grössten Vorteile digitaler Modelle ist die Möglichkeit, Konstruktionsfehler frühzeitig zu erkennen, bevor sie zu teuren Problemen im realen Testumfeld oder gar der Serienfertigung führen.
Digitale Zwillinge machen die Simulation von verschiedenen Umgebungsbedingungen, Belastungen und Szenarien möglich, sodass potenzielle Schwachstellen frühzeitig identifiziert und behoben werden können.
Nicht zu vergessen: Designänderungen können an digitalen Prototypen besonders schnell implementiert und getestet werden. Dies bietet den Vorteil, dass Entwickler verschiedene Iterationen eines Designs durchspielen können, ohne dadurch Verzögerungen im Produktionsprozess zu verursachen.
Digitale Prototypen in der Praxis
Der Einsatz digitaler Modelle im Prototypenbau hat sich in vielen Branchen als echter Gamechanger etabliert. Insbesondere Unternehmen aus der Automobil-, Elektronik- und Maschinenbauindustrie nutzen die Technologie, um Entwicklungsprozesse effizienter zu gestalten, Kosten zu senken und die Zeit bis zur Markteinführung zu verkürzen.
In der Automobilindustrie kommen virtuelle Zwillinge in verschiedenen Phasen des Entwicklungsprozesses zum Einsatz. Vor allem bei der Entwicklung neuer Fahrzeugmodelle oder Komponenten, wie z.B. Motoren oder Getrieben, bilden digitale Zwillinge den gesamten Konstruktionsprozess ab. Die gängige Praxis bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge ist beispielsweise die simulative Prüfung der Aerodynamik. Anstatt teure Windkanaltests durchzuführen, simulieren digitale Zwillinge den Luftwiderstand und die Strömungsdynamik in virtuellen Umgebungen.
In der Elektronikbranche sind digitale Zwillinge Entwicklung von Schaltkreisen und Leiterplatten besonders wertvoll. In virtuellen Umgebungen lassen sich die elektrischen Eigenschaften eines Schaltkreises simulieren und mögliche Fehlfunktionen oder Überhitzungen im Voraus erkennen. Virtuelle Tests können auch den Spannungs- und Stromfluss simulieren, wodurch potenzielle Probleme im frühesten Stadium erkannt und beseitigt werden können.
Auch im Maschinenbau sind digitale Zwillinge aus Entwicklungsprozessen nicht mehr wegzudenken. Maschinen, die extremen Belastungen ausgesetzt sind, wie beispielsweise Turbinen, Getriebe oder industrielle Fertigungsmaschinen, können in virtuellen Umgebungen detailliert simuliert werden. Virtuelle Zwillinge ermöglichen es im Maschinenbau, den Verschleiss und die Haltbarkeit von Bauteilen zu testen, bevor diese in die Produktion gehen.
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Trends und Zukunftsaussichten
Die rasante Entwicklung digitaler Technologien hat den Prototypenbau in den letzten Jahren grundlegend verändert. Unternehmen setzen verstärkt auf innovative Ansätze, um ihre Produktentwicklung effizienter, nachhaltiger und intelligenter zu gestalten. Besonders digitale Zwillinge spielen dabei eine zentrale Rolle. Nachfolgend werfen wir einen Blick auf die aktuellen Trends und Zukunftsaussichten im Bereich der digitalen Prototypen und zeigen auf, wie Künstliche Intelligenz, Cloud-Technologien, Interoperabilität, Nachhaltigkeit und immersive Technologien wie Augmented und Virtual Reality die Branche nachhaltig prägen.
KI und maschinelles Lernen im digitalen Prototypenbau
Zu den wohl bedeutendsten Trends im Bereich der digitalen Prototypen zählt die Integration von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen. Durch die neuen Technologien können die virtuellen Abbilder nicht mehr nur rein passiv auf Daten reagieren, sondern auch aus diesen Daten lernen und zukünftige mögliche Ereignisse vorhersagen. Ein KI-unterstützter digitaler Zwilling kann somit Fehler an einem Produkt nicht nur erkennen, sondern auch selbstständig Optimierungsvorschläge entwickeln oder ohne menschlichen Eingriff automatische Anpassungen vornehmen. Prozesse werden so proaktiver gesteuert, der gesamte Entwicklungsprozess wird intelligenter und effizienter.
Cloud- und Edge-Computing für schnellere Prozesse
Ein weiterer Trend ist der Einsatz von Cloud- und Edge-Computing-Technologien. Durch die Kombination aus der Speicherung und Analyse enormer Datenmengen in der Cloud und der Echtzeitverarbeitung von Daten direkt am Ort der Datenerfassung lassen sich digitale Zwillinge ohne Verzögerung bei der Datenverarbeitung betreiben. Die virtuellen Abbilder werden so nochmals effizienter und skalierbarer.
Interoperabilität als Schlüssel zur Effizienz
Ein weiterer Trend ist die zunehmende Interoperabilität von digitalen Modellen, die es ermöglicht, verschiedene Systeme und Plattformen miteinander zu verknüpfen. Unternehmen arbeiten verstärkt an standardisierten Schnittstellen und offenen Plattformen, die es ermöglichen, digitale Zwillinge nahtlos über verschiedene Systeme hinweg zu betreiben. Der Vorteil: Verschiedene Abteilungen oder Unternehmen können nahtlos gemeinsam an einem digitalen Prototypen arbeiten, was die Produktentwicklung beschleunigt – und in vielen Fällen den entscheidenden Wettbewerbsvorteil ausmachen kann.
Nachhaltigkeit durch digitale Modelle
Auch die Umwelt profitiert durch den Einsatz digitaler Modelle, indem diese den Energieverbrauch, den Materialeinsatz und die Verwendung von endlichen Ressourcen in der Fertigung optimieren. Durch die genaue Überwachung von Produktionsanlagen und die Simulation von Ressourcenströmen werden negative Umweltauswirkungen verringert – und Unternehmen in die Lage versetzt, wesentlich nachhaltiger wirtschaften zu können.
AR und VR in der Produktentwicklung
Besonders spannend ist die Kombination von digitalen Zwillingen mit Augmented und Virtual Reality. Die neuen Technologien der „erweiterten Wirklichkeit“ bieten Ingenieur*innen und Entwickler*innen die faszinierende Möglichkeit, mit virtuellen Modellen zu interagieren, als wären diese physisch vorhanden. Die immersive Erfahrung bietet einen hochgradig intuitiven Zugang zu digitalen Modellen. Besonders in der Wartung und Schulungsumgebungen ermöglichen VR und AR die Visualisierung von Prozessen und den Umgang mit komplexen Systemen in einer sicheren Umgebung.
Fazit: Die Zukunft ist digital
Der Prototypenbau wird digital, so viel ist sicher. Digitale Abbilder verkürzen die Zeit von der Idee bis zum marktreifen Produkt deutlich. Während früher ein Produkt physisch hergestellt werden musste, um es auf Herz und Nieren zu testen, entstehen heute „auf Knopfdruck“ rein digitale Abbilder, die nach Belieben skaliert, angepasst und optimiert werden können. Neben der Zeitersparnis reduzieren sich dadurch auch die Kosten für die Entwicklung neuer Produkte, Maschinen oder Prozesse. Conrad ist Ihr Partner, wenn es um zukunftsfähige Lösungen im Bereich des Prototypenbaus geht.
Ob Sie bestehende physische Objekte mittels 3D-Scanner zur Produktoptimierung digitalisieren möchten oder Ihre digitalen Zwillinge schnell, einfach und effizient mittels 3D-Drucker erstellen wollen: Sie haben die Idee, wir die technischen Lösungen für die Umsetzung! Gerne beraten wir Sie in einem persönlichen Gespräch zu unseren Möglichkeiten im Bereich Prototypenbau. Unsere Expert*innen sind jederzeit gerne für Sie da. Nehmen Sie doch gleich Kontakt mit uns auf – wir freuen uns bereits darauf, bald auch Ihr Unternehmen mit hochwertigen Lösungen aus unserem Produktportfolio auf dem Weg in die Zukunft begleiten zu dürfen!
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